Die Priesterin der Finsternis
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €
Kino. Sie war ein göttlich schönes Model, Muse von Andy Warhol und Sängerin der Band Velvet Underground. Doch dieses Drama handelt, untermalt von dezenten Streiflichtern auf ihre New Yorker Vergangenheit, von den letzten beiden Lebensjahren der deutschen Pop-Ikone Nico, die 1988 auf Ibiza mit 49 Jahren ums Leben kam. Nico, bürgerlich Christa Päffgen, tingelt mit einer Band im Tourbus durch Europa. Ihre Schönheit, die sie als Fluch bezeichnet, hat sie längst abgestreift wie eine Schlangenhaut. Unter Eingeweihten ist die Künstlerin bereits ein Mythos. Aber sie ist auch ein heroinsüchtiges »bad girl«, das nicht nur den fürsorglichen Bandmanager vor den Kopf stößt. Doch »Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll«-Klischees werden in diesem atmosphärischen Roadmovie vermieden. Stattdessen wird das Psychogramm einer Avantgarde-Musikerin skizziert, die ihrer Zeit voraus ist, ihr Ding durchzieht – und auf ihrem Recht auf Selbstzerstörung beharrt. Nur Ari, ihr Sohn aus einer Affäre mit Alain Delon, kann sie zum Umdenken bewegen. Und dann ist da die Kindheitserinnerung an das brennende Berlin, die Nico zu Kompositionen wie »Nibelungenland« inspiriert. Die Einfühlung von Hauptdarstellerin Trine Dyrholm in diese widersprüchliche Künstlerin ist großartig. Dyrholm, ebenfalls Sängerin, vertont die Lieder selbst, und auch in ihrer Interpretation entfalten Nicos trancehafter Vortrag und ihre dunkel-brüchige Stimme ihren morbiden Zauber. Und wenn die »Priesterin der Finsternis« in Prag vor begeistertem Ostblock-Publikum »My heart is empty« röhrt, erscheint der Rock ’n’ Roll wieder als revolutionäre Kraft.