Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 16/2022
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Zorn über Woelkis PR-Strategie

vom 26.08.2022
Artikel vorlesen lassen
(Foto: Privat)
(Foto: Privat)

Im Erzbistum Köln hat sich eine große Zahl an pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Kardinal Rainer Maria Woelki distanziert. Mit dem Bekanntwerden der PR-Strategien rund um das Missbrauchsgutachten habe Kardinal Woelki »sein letztes Vertrauen verbraucht«, heißt es in einem Aufruf.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 16/2022 vom 26.08.2022, Seite 43

Vorangegangen war dem Aufruf eine Veröffentlichung des Kölner Stadtanzeigers, der aus einem Strategiepapier einer PR-Agentur zitierte. Die Agentur hatte Woelki beraten, wie er »überleben« und die Nichtveröffentlichung des Missbrauchsgutachtens der Münchener Kanzlei Westpfahl/Spilker/Wastl der Öffentlichkeit verkaufen könne. Neben dem Versuch, den FAZ-Redakteur Daniel Deckers für positive Presse zu gewinnen, empfahl das Strategiepapier, ein positives Votum des Betroffenenbeirates für einen Gutachterwechsel einzuholen – nebst konkreten Vorschlägen, wie die Sitzung mit dem Betroffenenbeirat zu gestalten sei, damit dessen Votum wie gewünscht ausfalle.

Zurückgetretene Mitglieder aus dem Betroffenenbeirat, die schon damals Woelki vorwarfen, er instrumentalisiere sie, sehen sich mit der Veröffentlichung bestätigt. Diesem Vorwurf schließen sich nun auch die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Aufrufes an. »Die Bistumsleitung hat in erster Linie ihren eigenen Machterhalt im Blick. Dieses Agieren ist zynisch und traumatisiert die Betroffenen immer wieder neu«, erklärte Publik-Forum-Kolumnist und Pastoralreferent Peter Otten. Auch Priester haben sich dem Aufruf angeschlossen; einer von ihnen, Klaus Thranberend, sagt: »Ich komme an meine Grenze, was mein Gehorsamsgelübde dem Bischof gegenüber angeht, und frage mich, wozu ich die Treue versprochen habe.« Die Unterzeichnenden fordern einen »wirklichen Neuanfang« mit »personellen und systemischen Änderungen«.

Anzeige

Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

Für weitere Unruhe im Erzbistum sorgt zudem die Nachricht, dass Woelki gegen den Kirchenrechtler Thomas Schüller und die Bild-Zeitung eine einstweilige Verfügung erreichen will, weil die ihm Pflichtversäumnisse im Fall Winfried Pilz vorgeworfen haben. Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Chef der Sternsinger waren dem Erzbistum erstmals 2014 – damals noch unter Woelkis Vorgänger Joachim Meisner – bekannt geworden.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa behauptet Kardinal Woelki in seiner eidesstattlichen Versicherung, er sei bis Juni 2022 nie mit dem Fall Pilz befasst gewesen. Mehrere Medien zitieren Kircheninsider, die das für wenig glaubwürdig halten. Immerhin ist Pilz, wenn auch anonymisiert, im Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke erwähnt. Außerdem hat Woelki erklärt, dass er sich alle Verdachtsfälle im Erzbistum nach seinem Amtsantritt 2014 noch einmal habe vorlegen lassen.

4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper
Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.
Publik-Forum
Publik-Forum
Einen Moment bitte...
0:000:00
1.0