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Es sind nicht immer psychische Störungen

von Marianne Hällmayer vom 12.09.2003
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Alexander von Gontard
Bettnässen - Verstehen und behandeln
Walter. 186 Seiten. 14,90 EUR

Wussten Sie, dass zehn Prozent aller siebenjährigen Kinder und ein bis zwei Prozent aller Jugendlichen unter Bettnässen leiden? Oder dass nächtliches Einnässen bis zum Alter von fünf Jahren »normal« ist? Wüssten die betroffenen Eltern, dass es viele Kinder mit diesem Problem gibt, wären sie erleichtert. Doch in unserer Kultur ist Einnässen ein stark tabuiertes Thema. Eltern schimpfen ihre Kinder aus, sprechen aber nach außen nicht darüber. Diese Geheimhaltung möchte der Autor aufbrechen. Deshalb beschreibt er das Phänomen vorwiegend auf einer sachlichen Ebene, bringt Statistiken, neue Untersuchungen und Therapieansätze. Er räumt mit alten Vorurteilen auf, die Bettnässen immer als psychische Störung eingeordnet und gerade deshalb viele Eltern mit Schuldgefühlen und Selbstkritik allein gelassen haben. Der Autor setzt Wissen contra Vorurteil: Einnässen kann genetische Ursachen haben, eine Reifungsverzögerung des zentralen Nervensystems. Erleichternd: keine Moral, keine schnelle Lösung, keine Verallgemeinerung. Man merkt, dass der Autor - Kinderarzt und Kinderpsychiater - aus der Praxis kommt. Seine Ratschläge sind erprobt. Sein erstes Ziel ist die Befreiung der Betroffenen (Eltern, Kinder) von Schuldgefühlen und die offene Beschäftigung mit dem Problem. Ein »Selbsthilfebuch« für Eltern. Mehr als der Ratgeber eines »Gurus«. Er nimmt die Betroffenen ernst und ermutigt sie, sich selbst gründlich mit der Problematik zu beschäftigen.

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