Wie der Alltag in der Schule gelingen kann

Ein lesenswertes Buch zum Miteinander in der Schule liefert die Professorin Gisela Steins von der Universität Duisburg-Essen. Sie stellt neun Theorien aus der Sozialpsychologie vor und beschreibt deren Anwendung auf den schulischen Alltag. Wissenschaftliche Theorien haben den Anspruch, Realität zu ordnen, zu beschreiben, zu erklären und Prognosen für die Zukunft abzugeben. Im Bereich Schule schwirren meist »Alltagstheorien« durch die Köpfe - jeder meint mitreden zu müssen. Es gilt, solche subjektiven Theorien offen zu legen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu befragen. Steins diskutiert zentrale Facetten des Schulalltags: Wie nehmen sich die beteiligten Personen (Schüler, Lehrer, Eltern) gegenseitig wahr, und welche Rolle spielen Konformität und Macht in der Schule? Warum vergleichen sich Schüler miteinander, und welche Ursachen schreiben Schüler, Lehrer und Eltern bestimmten Situationen zu? Welche Bedeutung hat die sozial-kognitive Lerntheorie? Welche Rolle spielen Gefühle (Emotionstheorien)? Steins füllt ihre theoretischen Ausführungen mit praktischen Beispielen, so dass sich der Leser sehr gut in die geschilderten Modelle einfinden kann. Durchgängig macht sie deutlich, dass das grundlegende Lernziel der Schule das kritische Denken sein sollte. Für Schüler beinhaltet dies die Fähigkeit, den Unterrichtsstoff und die eigene Befindlichkeit reflektieren zu können. Im letzten Teil des Buches gibt sie Tipps, wie man Theorien auch praktisch und spontan im Schulalltag einsetzen kann. Jedes Kapitel wird mit einem kleinen Fragen- und Übungsteil abgeschlossen. Ein Arbeitsbuch also. Sehr empfehlenswert für alle angehenden Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für »alte Hasen« und andere Berufsgruppen im Umfeld Schule.