Pfadfinderbund will Missbrauch aufarbeiten
Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) ruft Betroffene sexueller Gewalt dazu auf, sich mit ihren Erfahrungen an einer unabhängigen Aufarbeitung zu beteiligen. Maria Venus, Bundesvorsitzende des BdP, erklärte in Berlin, der Verband wolle die Verantwortung übernehmen für das »teilweise gravierende institutionelle Versagen beim Umgang mit den Tätern«.
Es sei in der Vergangenheit in mindestens fünf Fällen nicht gelungen, Täter aus dem Verband zu entfernen. Man habe Betroffenen kein Gehör geschenkt, abgewiegelt und versucht, die Taten unsichtbar zu machen. In mehreren bekannten Fällen sexueller Gewalt fehlten im Bundesarchiv des Verbandes die entsprechenden Akten. Der BdP sei zur Aufarbeitung auf die Mithilfe von Zeitzeuginnen und -zeugen sowie Betroffenen angewiesen, sagte Venus. Der Verband kann bisher keine Angaben machen über die Anzahl der Missbrauchsfälle.
Der BdP hat das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit der unabhängigen Aufarbeitung beauftragt. Untersucht werden soll der Zeitraum von der Gründung des BdP im Jahr 1976 bis 2006. Im Zentrum sollen die Berichte von Betroffenen stehen. Ihnen werde Anonymität und Verschwiegenheit zugesichert. Das IPP erstellt seit zehn Jahren Aufarbeitungsstudien, darunter zu den Missbrauchsfällen an der hessischen Odenwaldschule, im bayerischen Kloster Ettal und in der evangelischen Kirche und Diakonie. Der BdP ist interkonfessionell und erreicht 30 000 Kinder und Jugendliche. Er ist einer der großen Pfadfinderverbände in Deutschland.