Leserbrief
Falsche Opferrolle?
Zu: »Die getötete Frau« (16/21, Seite 44-47)
Judith Bauer empört sich in dem Artikel »Die getötete Frau« darüber, dass das Fernsehprogramm voller toter Frauen sei, die Opfer männlicher Gewalt geworden seien. Für sie offenbart sich im Anblick der schönen Toten ein »tief sitzender Sexismus« der männlichen Betrachter, gegen den auch der gestiegene Einfluss von Intendantinnen, Programmdirektorinnen, Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen bislang wenig ausrichten konnte. Aber wollen diese überhaupt etwas ausrichten? Auf diesen Gedanken kann man kommen, wenn man sieht, dass sich die Autorin selbst mit Verbesserungsvorschlägen auffallend zurückhält: Der Beziehungsmord an einer Frau soll immer als »Femizid« bezeichnet werden und bei Kameraeinstellungen der »voyeuristisch-männliche Blick« gebrochen werden. Das ist alles. Verbesserungsvorschläge dieser Art dienen aber wohl eher dazu, das männliche Täterprofil zu schärfen und damit im Einklang mit dem feministischen Grundmuster von der guten Frau und dem bösen Mann die weibliche Opferrolle zu stärken. An der soll nämlich nicht gerüttelt werden, weil sich davon Forderungen nach weiblicher Sonderbehandlung ableiten lassen. Hans Peter Basler, Frankfurt am Main
Die These von Judith Bauer halte ich für ziemlichen Unsinn. Für viele Frauen ist es anscheinend das höchste Ziel, Frauen immer wieder zu Opfern zu stilisieren, auch wenn die Realität anders aussieht. In der Realität werden häufiger Männer ermordet. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass Männer in dieser Hinsicht eigentlich benachteiligt sind. Passt aber nicht zur Ideologie. Thomas Vogel, Koblenz