Gutachten belastet Rabbiner Homolka
Walter Homolka war jahrzehntelang die führende Persönlichkeit des liberalen Judentums in Deutschland. Dann kamen Vorwürfe auf, dass er und sein Lebensgefährte ihren Einfluss missbraucht und in den Ausbildungsstätten des Abraham Geiger Kollegs und des Zacharias Frankel College eine Atmosphäre der Angst und der Willkür geschaffen hätten. Um dies aufzuklären, gab der Zentralrat der Juden in Deutschland eine Studie bei der Kanzlei Gercke Wollschläger in Auftrag. Diese hatte auch das zweite Gutachten für Kardinal Woelki erstellt. Der 800 Seiten starke Bericht enthält 80 Interviews mit 74 Personen. Er belastet Homolka und kritisiert mangelnde Transparenz, fehlende Compliance-Strukturen und Ämterhäufung. Homolka sprach von einer »Kampagne« des Zentralrats. Dieser wolle den Eindruck erwecken, »hier sei irgendetwas bewiesen worden.« Präsentiert würden nur »diffuse Mutmaßungen über vermeintlichen Machtmissbrauch, die unstreitig unter der straf- oder disziplinarrechtlichen Schwelle liegen und für die es nur anonyme Hinweisgeber und Hörensagen gibt.« Dagegen dankte Zentralratspräsident Schuster den Betroffenen für ihren Mut. Machtmissbrauch dürfe nicht kleingeredet, sondern müsse aufgeklärt werden.