Leserbrief
Weniger ist mehr
Zu: »Wie der Geist heilig wurde« (17/2023, Seite 40-41)
Die Herausforderung heutiger Theologinnen ist nicht die irreal erscheinende, konstruiert wirkende Rettung oder Modernisierung uralter Dogmen, auch des Trinitätsdogmas. Die Herausforderung ist vielmehr: Die uralten, unverständlichen Dogmen als steinerne Last beiseite zu legen, nicht nur das Trinitätsdogma, auch das Erbsündendogma, das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes, die Klerus-Hierarchie und so weiter. Erst die radikale Befreiung von den vielen verstörenden Dogmen schafft Raum für eine vernünftige, einfache und wesentliche christliche Kirche. Dann schrumpft der »Katechismus der katholischen Kirche« (1993) von jetzt 816 Seiten auf sinnvolle 16 Seiten. Das wäre eine große theologische Leistung, aber haben katholische Theologinnen und Theologen dazu den Mut und die Kraft? Christian Modehn, Berlin
Trinität – das Bild können wir »umkreisen«, wie es die Beiträge in der Reihe vorwiegend tun –, wir sollten es aber nicht dadurch totreden, dass wir eine schlüssige Definition erfinden, die dieses Geheimnis lückenlos erklärt. Wir erleben auch in der materiellen Welt mehrere Erscheinungsformen, die ganz unterschiedliche Eigenschaften haben und doch in einem konsistenten Wirkungszusammenhang stehen. Wieso sollte es ein Problem sein, wenn der, von dem wir glauben, er sei der Schöpfer dessen, was uns umgibt, in unterschiedlichen Formen beschrieben und erlebt wird? Tilmann Wolf, Scheidegg