Ein wirrer Aufschrei gegen die Herzenshärte
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Frederick Mayer
Güte als Lebensweise
Böhlau. 112 Seiten. 19,90 EUR
Was passiert, wenn ein »renommierter Kreativitätsforscher« der USA in ungeordneter, appellativer und bedrängender Form gute Ratschläge für die Menschheit erteilt? Dem Leser wird entweder schwindelig oder schlecht. Nach einem ersten Rundumschlag über Familie, Schule, Erziehung und Zusammenleben bis zum Alter folgt völlig wirr unter der Überschrift »unsystematische Überlegungen« ein Text, bestehend aus hundert Dreizeilern kryptischen Inhalts, als lyrisches Intermezzo. Nicht klarer wird das Anliegen durch die fragwürdige Ansammlung persönlicher Schilderungen über die angebliche Herzenshärte ganzer Gesellschaften und Religionen (Ausnahme: die Gemeinschaft der Quäker). Unerträglich aber die Vereinnahmung und Vereinfachung literarischer Werke über Güte beziehungsweise Kälte des Miteinanders von Menschen. Es werden unverbunden immer neue berühmte Namen ausgeschüttet, ganze Bücher in drei Sätzen zusammengefasst und so Literatur zur Beweisführung instrumentalisiert. Das Ganze liest sich als Materialsammlung für schlechte Predigten über mangelnde Werte wie Bescheidenheit und Güte. Güte wird als einzige Medizin für ein besseres Miteinander angepriesen. Respekt habe ich vor dem Lebensschicksal des Verfassers, der in einem US-Waisenhaus aufwuchs. Diese prägende Erfahrung ist aber unteilbar und unübertragbar, sie erklärt den Aufschrei, aber begründet ihn nicht.