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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 20/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Kino
Idealisierte Sterbehilfe

Der Film »The Room Next Door« entwickelt einen starken Sog, ist aber in seinem Plädoyer fragwürdig.
von Birgit Roschy vom 01.11.2024
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Ein letzter Freundschaftsdienst: Ingrid (Julianne Moore) soll ihrer krebskranken Freundin Martha (Tilda Swinton) bei deren Suizid beistehen. (Foto: WarnerBros.de)
Ein letzter Freundschaftsdienst: Ingrid (Julianne Moore) soll ihrer krebskranken Freundin Martha (Tilda Swinton) bei deren Suizid beistehen. (Foto: WarnerBros.de)

Kino. Die New Yorker Autorin Ingrid hat ein Buch über ihre Angst vor dem Tod geschrieben. Als sie bald darauf ihrer alten Freundin Martha wiederbegegnet, wird sie auf einmal handfest mit dem Thema konfrontiert. Denn Martha, eine ehemalige Kriegsreporterin, leidet an Krebs im Endstadium. Ingrid sucht sie im Krankenhaus auf und begleitet sie schließlich in ein idyllisch im Grünen gelegenes Wochenendhaus. Dort will Martha mit einer im Darknet erworbenen Medikation aus dem Leben scheiden. Als eine Art »letzten Freundschaftsdiensts« soll Ingrid im Zimmer nebenan bleiben: Ist die Tür zu Marthas Zimmer offen, so ist diese noch am Leben –.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 20/2024 vom 25.10.2024, Seite 55
Die zerrissenen Staaten von Amerika
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Warum die Wahl keine Versöhnung bringen wird

Auch in seinem ersten englischsprachigen Film, einer Romanadaption, ist die Handschrift von Kultregisseur Pedro Almodóvar, der gerade 75 Jahre alt wurde, unverkennbar. Die stylischen Farben und die abgezirkelten Einstellungen, die an Edward-Hopper-Gemälde erinnern, machen dieses Kammerspiel zu einem Augenschmaus. Julianne Moore und Tilda Swinton verkörpern zwei gestandene Frauen. In Flashbacks blicken die beiden auf ein mit allen Höhen und Tiefen erfülltes Leben zurück und tauschen alte Erinnerungen aus. Manche davon sind schmerzlich, so wie Marthas Entfremdung von ihrer Tochter. Die Frauen entwickeln dadurch eine tröstliche Vertrautheit zueinander – und der Film einen starken Sog, von dem man sich gerne hineinziehen lässt. Denn die Vorbereitung des Todes wird zu einer Feier des Lebens. Fragwürdig ist jedoch, dass Almodóvar sein intensives Melodram explizit als Plädoyer für Sterbehilfe begreift. Dabei bleibt in dieser so unnachahmlich elegant ausgemalten Vorstellung eines selbstbestimmten Sterbens das Für und Wider gänzlich ausgespart. Die krebskranke Filmheldin, die unter idealen Bedingungen ihr Ende souverän selbst gestaltet, ist von der trüben Realität sehr weit entfernt.

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