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Lessing und Heine treffen sich im Jenseits

von Alexandra Kemmerer vom 09.11.2001
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Walter Jens
Der Teufel lebt nicht mehr, mein Herr!
Erdachte Monologe - imaginäre Gespräche. Radius. 128 Seiten. 32,? DM

Mehr gefunden als erfunden habe er, schreibt Walter Jens über seine Arbeit an den »geistlichen und weltlichen Meditationen«, die dieses schmale Bändchen versammelt. Und tatsächlich sind Jens? glänzend erzählte »Entwürfe von Möglichkeiten« nicht nur beliebiges Spiel, sondern striktes Verfolgen von Gedanken. Entlang geschichtlicher Logik. So könnte es gewesen sein, als Melanchthon sein Testament machte. Bei jenseitigen Begegnungen von Bertolt Brecht und Euripides, Lessing und Heine. So könnte sich ein Gespräch über Schadows »Weglassen als Prinzip« entsponnen haben, als Fontane im Frühjahr 1896 dem Maler Max Liebermann zum Porträt saß. Doch schon im ersten Stück, der beinahe schon zum Klassiker gewordenen »Verteidigungsrede des Judas Ischarioth«, tritt uns hinter der Maske seines Protagonisten der Autor entgegen. In Monolog und Zwiegespräch entfaltet er das weite Spektrum seiner im besten Sinne des Wortes erlesenen Kenntnis. Und leistet in so gelehrsamem wie belehrendem Sprachfluss, was Hannah Arendt einmal dem Gespräch schlechthin zugeschrieben hat: Auf der Folie des Historischen vermenschlicht Jens, was in der Welt, was in unserem Interesse vorgeht.

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