»Geboren, um für Schalke zu sterben«

Fußball ist Kult. Gerade im 50. Jahr nach dem ersten deutschen Weltmeistertitel, dem »Wunder von Bern«, beobachten das nicht nur Sportfans, sondern auch Feuilleton und Wissenschaft. Was katholischen wie evangelischen Theologen dazu einfällt, ist auf ebenso nachdenkliche wie vergnügliche Weise in diesem Sammelband vereint. Da wendet Matthias Sellmann mit überraschendem Erfolg religionswissenschaftliche und soziologische Kategorien des »Heiligen« auf die zeitgenössische Inszenierung des Fußballs an. Torsten Leißer hebt die Nähe von sportlichem Starkult und Heiligenverehrung hervor, Peter Noss beschreibt den Bekenntnis-Charakter der Bindung an den Verein (»Geboren, um für Schalke zu sterben«). Reizvolle Analysen der geradezu rituell zelebrierten Fußball-Feindschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden oder des Antisemitismus polnischer Hooligans machen deutlich: Sportliche Inszenierungen in der Größenordnung des Fußballs sind äußerst sensible Spiegelbilder gesellschaftlicher Verhältnisse und deshalb weit über Ergebnisse und Tabellenstand hinaus interessant.