Zerrissen zwischen Moderne und Tradition
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Navid Kermani
Schöner neuer Orient
C. H. Beck. 240 Seiten. 19,90 EUR
Der Orient, den der Islamwissenschaftler und Journalist Navid Kermani beschreibt, hat weder etwas mit den Märchen aus tausendundeiner Nacht zu tun noch etwas mit den bärtigen »Gotteskriegern«, die im Westen gerne als Symbol für die Gefährlichkeit des Islams vorgeführt werden. Krieg, Extremismus und Zerfall sind die Themen, über die der Autor in seinen Artikeln berichtet. Ägypten, Pakistan, Tadschikistan, Indonesien, Israel/Palästina und Iran sind zwischen Tradition und Moderne zerrissene Länder. Dort bilden sich Wohlstandsghettos heraus. Vor allem lässt sich das in den vom Zerfall bedrohten Großstädten und Metropolen dieser Länder erkennen. In keinem dieser Staaten aber scheint der Widerspruch und die Entfremdung zwischen Regierenden und Regierten so groß zu sein wie im Iran. Die Gesellschaft habe sich vom politischen System völlig abgekoppelt, so Kermani. Gerade unter der Herrschaft der Mullahs hat sich der Iran innerlich und oft sogar äußerlich säkularisiert und damit alle Merkmale einer amibivalenten, einer zwiespältigen Moderne übernommen, die nicht mehr zu bändigen ist. Die islamischen Gesellschaften sind nicht »bloße Opfer westlicher Ränke«, wie sie sich oft selbst sehen, sondern die gesamte Kultur des Islams habe versagt, so das Fazit des Autors. Es ist für den Leser ein großer Gewinn, die stilistisch hervorragenden Essays von Kermani in diesem Band zusammengefügt vorzufinden.