Bilder aus der Zwischenwelt
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Ausstellung. Sie waren Vorreiterinnen der abstrakten Kunst, blieben aber weitgehend unbekannt: Georgiana Houghton (1814-1884), Hilma af Klint (1862-1944) und Emma Kunz (1892-1963) entwickelten unabhängig voneinander eine abstrakte, mit Bedeutung aufgeladene Bildsprache. Alle drei verstanden sich als Medien, als Empfängerinnen von Botschaften, die sie in Kunstwerken festhielten. Unsichtbares sichtbar machen lag bis weit ins 20. Jahrhundert im Trend: In Zirkeln beschwor man Geister, las die Bibel und empfing Botschaften aus dem Jenseits. Die Entdeckung von Röntgenstrahlen und elektromagnetischen Wellen befeuerte den Spiritismus noch. Emma Kunz war als Heilpraktikerin und Forscherin zugleich Medium und Künstlerin. Sie schuf mit dem Pendel feine ornamentale Zeichnungen, in einem einzigen Arbeitsgang, der bis zu 24 Stunden dauerte. Als »Weltempfängerinnen« schrieben die Künstlerinnen die Schöpfung der Bilder nicht ihrem eigenen Genie, sondern einer externen Quelle zu. Das gab ihnen die Freiheit, eine eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln, jenseits der etablierten Stile und Sujets. Die Besucher von Georgiana Houghtons Ausstellung in London waren dementsprechend überfordert von der dreifachen Anstößigkeit, dass eine Frau als Medium ungegenständliche Bilder malte. Helma af Klint, die vier Jahre vor Kandinsky ihre ersten abstrakten Motive malte, gilt heute als eine der hervorragenden Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie entzog sich der vernichtenden Kritik ihrer Zeitgenossen, indem sie verfügte, dass ihre abstrakten Werke erst zwanzig Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden dürften. Nun schließt das Lenbachhaus in München mit der Ausstellung »Weltempfänger« eine Lücke der Kunstgeschichte und zeigt: Diese Künstlerinnen waren ihrer Zeit voraus.