Wo der Staat immer fremd geblieben ist
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Norbert Mappes-Niediek
Balkan-Mafia
Ch. Links. 190 Seiten. 14,90 EUR
In Serbien oder Kroatien wurden junge Männer, häufig nach krimineller Karriere in Mitteleuropa, mit Waffengeschäften oder Benzinschmuggel erfolgreiche Geschäftsleute, dann örtlicher Polizeichef oder General, schließlich aber erschossen. Serbische Politiker werden mit dem gigantischen Zigarettenschmuggel der 1990er Jahre in Zusammenhang gebracht. Der Drogenhandel in ganz Europa wird inzwischen von Albanern aus dem Kosovo dominiert. All dies ist ja irgendwie bekannt, der Autor liefert viele schockierende Beispiele, logischerweise selten Beweise. Der Autor stellt sich zwei Fragen: Gehört das Verbrechen zum Balkan? Und was ist in Zukunft zu tun? Mappes-Niediek bemüht die kollektive Erfahrung, dass die Viehzüchter-Sippen zu keiner Zeit, gerade auch im Osmanischen Reich nicht, den Staat brauchten, keine Vorteile davon hatten. Der Staat, bis hin zum sozialistischen, war immer Fremdherrschaft, nur auf die Familie konnte und kann man zählen. Das organisierte Verbrechen übernimmt die politische Macht nur punktuell, oft, so zum Beispiel in Albanien, lohnt es sich gar nicht mehr. Immerhin konstatiert der Autor eine West-Orientierung vor allem bei der jungen Generation; der EU-Beitritt als Perspektive, Strukturhilfen als eine Art Kontrolle und politischer Einfluss der EU könnten helfen. Das Buch ist eine wichtige Problemanzeige, noch nicht die Lösung.