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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 24/2022
Der Inhalt:

Musiktipp
Soundtrack für die Zeit nach dem klimatischen Armageddon

Brian Eno engagiert sich als Künstler fürs Klima. Seine Musik ist keineswegs aufgeregt, sondern mäandert meditativ zwischen entgrenztem Klang und angedeuteten Melodien.
von Jan Opielka vom 16.12.2022
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Musik angesichts der Katastrophe: Brian Eno ist »Art-ivist« fürs Klima (Foto: pa/Jörg Carstensen)
Musik angesichts der Katastrophe: Brian Eno ist »Art-ivist« fürs Klima (Foto: pa/Jörg Carstensen)

Ambient-Musik. Diese Musik »wuchs aus den Gefühlen« angesichts »unserer sich verengenden, prekären Zukunft«, sagt Brian Eno. 74 Jahre ist er alt, weltweit geachteter Musikproduzent und Miterfinder instrumentaler Ambient-Musik. Außerdem Unterstützer der linken Bewegung DIEM25 und Klima-»Artivist« für die Stiftung EarthPercent. Nun hat er ein beachtliches Album vorgelegt. »Foreverandevernomore« trägt eine subtile und zugleich überwältigende Energie, inspiriert von der sich entfaltenden Klimakatastrophe. Es kommt daher wie ein erschütternder Soundtrack eines unbestimmbaren Danach, einer Zeit nach dem klimatischen Armageddon. Zugleich verströmt es eine vage Vision, die Eno in pointierte Lyrik bettet. »Wir öffnen uns dem blendenden Himmel / Und lassen ihn rein / Mit offenen Herzen durch brennende Felder / Die Seele davon in prächtiger Flamme / Das Ganze in prächtiger Flamme.« Die Musik mäandert meditativ zwischen entgrenztem Klang und angedeuteten Melodien, die durch ihre Langsamkeit, Enos tiefes Timbre und Naturgeräusche ein Gefühl langer Dauer vermitteln. Die Stücke sind sparsam an Melodien, doch wo die Worte melodiös erklingen, entwickeln sie starke Suggestivwirkung. Wie im Stück »Who gives a thought«, das Arbeitern eine Reverenz in Moll erweist: »Wer denkt noch an die Arbeiter / Die, die graben und hacken / die schweißen und ernten und säen / die flechten und schneiden und schleifen / Die spalten und verbinden und wickeln / Die greifen und lehren und hacken / Und die Kinder zurückbringen / Auf dass sie dem Selfmade-Mann dienen.« Höhepunkt des Albums ist »Garden of stars«: »Ist nicht jeder von uns eine Flamme? / Alle geboren, um im Licht zu leben / Alle geboren, um unser Licht zu geben / Wie könnte es sein? / Wie sollte es sein?« Das Album mündet in das instrumentale »Making Gardens out of Silence«. Worte braucht es am Ende nicht mehr.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 24/2022 vom 16.12.2022, Seite 55
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