Bildschirmkonferenz
Jasmin ist hübsch, Yvonne adrett,
Susanne schlecht beleuchtet,
das Haar von Günther trieft vor Fett,
die Stirn ist schweißbefeuchtet.
Gerlindes Haut scheint welk und fahl
im Licht der Schreibtischfunzel,
Karl-Heinz wirkt heut besonders kahl,
der Screen zeigt jede Runzel.
Die Zeit ist knapp, der Ton ein Graus,
doch alles effizient,
weil jeder alles von zu Haus
direkt beim Namen nennt.
Horst-Eberhard hält Monolog,
Carola macht Notizen,
Janine, die um die Ecke bog,
sieht man beim Bleistiftspitzen.
Von oben links merkt Klaus was an,
die Stimme klingt verdoppelt,
rechts unten kommt jetzt Silke dran,
auch diese rückgekoppelt.
Ich schalte stumm und geh aufs Klo,
mein Headset hat Probleme,
such mir ein Sofa irgendwo
und mach es mir bequeme.
Kann sein, dass ich gelegentlich
aus meinem Rechteck winke.
Mehr geht aus Technikgründen nich,
weil ich grad Kaffee trinke.
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.