Katholische Kirche in Deutschland
Cool bleiben auf der »Titanic«
Im Berliner Hotel Titanic, dem Tagungsort des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), herrscht demonstrative Gelassenheit. Gewiss, die Nachrichten sind unerfreulich. Der Papst hat vier Fundamentalkritikerinnen des Synodalen Wegs ausdrücklich recht gegeben und die Errichtung eines Gremiums, das gemeinsam beraten und entscheiden soll, abermals verboten. Kardinalstaatssekretär Parolin hat eingeschärft, dass die katholische Lehre in puncto Homosexualität und Frauenweihe unverhandelbar sei. Und eine repräsentative Studie bescheinigt den Kirchen in Deutschland, sinkende Schiffe zu sein, allen Reformbemühungen zum Trotz. Eisberge, wohin man sieht.
Aber die Lesart der katholischen Laienvertretung ist eine andere. Vizepräsident Thomas Söding sagt, man habe gar nichts beschlossen, was der Vatikan verboten hätte. Außerdem gehe es nicht um Verhandlungen, sondern darum, »sich den Problemen zu stellen, die es in der katholischen Kirche gibt.« Präsidentin Irme Stetter-Karp gibt zu bedenken, dass der Papst schon öfter vermeintlich Undenkbares denkbar gemacht habe. Man könne nie genau wissen, welchen Teil der Lehre der Papst zu welchem Zeitpunkt infrage stelle. Von daher könne es gar nicht falsch sein, theologisch an wichtigen strukturellen und organisatorischen Fragen weiterzuarbeiten. Das sahen die Delegierten genauso und verabschiedeten mit großer Mehrheit die in Essen beschlossene Satzung, die die errungene Synodalität in der deutschen Kirche auf Dauer stellen soll. Loriot hätte seine helle Freude an dieser mit dem Brustton der Überzeugung vorgetragenen diplomatisch-dogmatischen Meta-Kommunikation, die noch lange nicht beendet ist. Denn der Satzung muss nun auch die Bischofskonferenz zustimmen, die im Frühjahr in Augsburg tagt. Der neue geistliche Assistent des ZdK, Berlins Erzbischof Heiner Koch, bekräftigte zwar, dass die Diözesanbischöfe hinter der Satzung stünden, doch die Mehrheitsverhältnisse sind fragil.
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Ein weiteres Thema war die Familienpolitik der Ampel. Dass Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erst später zum parallel stattfindenden Grünen-Parteitag nach Karlsruhe reiste, um den Katholiken ihre Aufwartung zu machen, schmeichelte dem ZdK, das ihr einen äußerst warmherzigen Empfang bereitete. Das Projekt der Kindergrundsicherung sei ein großer Wurf, betonten Stetter-Karp und Birgit Mock. Leider gehe er nicht weit genug, weil etwa die Kinder von Flüchtenden aus dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht darunter fielen. Darüber, dass es zu wenig Geld für das Projekt gebe, war man sich ebenso einig wie über die Definition von Familie. Diese sei bunt und überall dort, wo Verantwortung übernommen werde, sagte Paus. Lediglich beim Paragrafen 218 appellierte Irme Stetter-Karp an Paus, den seit Langem geltenden Kompromiss nicht infrage zu stellen. Die Ministerin nahm es kommentarlos zur Kenntnis.
Bernhard Ferber 04.12.2023, 00:19 Uhr:
Ja, das ist beachtlich: der lange Atem der reformorientierten KatholikInnen. Im Unterschied zu Diesen habe ich vor zwölf Jahren die Reissleine gezogen, das fiel mir leicht. Ich war in der lokalen evangelischen Gemeinde schon gut integriert. Es war leicht zu konvertieren, auch wenn der evangelische Pfarrer mir davon abriet.
Und ich denke: Gott interessiert sich nicht dafür, für welche Kirche ich Steuern zahle - oder auch nicht. Gott interessiert nur, ob ich glaube, dass Gott mein Leben gelingen lässt, Gott interessiert sich dafür, ob ich ein Liebender bin: menschenfreundlich mit Menschen umgehe, egal woher sie kommenn und egal, ob sie religiös sind wie ich oder nicht.
Gott interessiert sich m.E. nicht für den Vatikan und andere kirchliche Institutionen. Gott ist einfach nur als guter Hirte/gute Hirtin dabei, denen, die fürchten, dass alles verloren ist, nachzuspüren und nicht zuzulassen, dass wir, seine Menschen, vergebens leben. Gott ist gut und verliert seine Menschen nicht.