Du siehst mit Abstand am besten aus!
Du siehst mit Abstand am besten aus! Wann haben Sie diese Worte das letzte Mal gehört? Sie schmeicheln der Seele, nicht wahr? In diesen Tagen bekommt dieser Ausdruck noch weitere Perspektiven, einige meiner Gedanken möchte ich mit Ihnen teilen.
Wir sind alle aufgefordert, auf Distanz zu bleiben. Das löst ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Für den einen streut es Misstrauen zwischen Menschen, andere freuen sich, endlich dieser ständigen Küsschengeberei zu entfliehen. Nähe-Distanz-Themen begleiten mein Leben. Wie oft gebe ich einem Menschen die Hand, ohne ihm wirklich anzuschauen. Mit der eingeübt-automatischen Umarmung überschreite ich womöglich unsichtbare Grenzen, ohne wahrzunehmen, wie es meinem Gegenüber damit geht. Ist sie, ist er damit einverstanden? Und dann wird mir bewusst, dass es Menschen gibt, die mir so am Herzen liegen, dass die Umarmung einfach geschieht. Dafür bin ich dankbar – auch für die Worte meines Cousins, der mich nach der Beerdigung meines Vaters, die im März im kleinsten Familienkreis stattfinden musste, anrief, um mir zu sagen, dass er mich gerne in den Arm genommen hätte … Das tut mir gut!
Braucht es den körperlichen Kontakt, um sich nah zu fühlen? Dazu ein klares »Ja-auch«. Und doch ist körperliche Nähe keine notwendige Voraussetzung – auch keine hinreichende! Wie schön ist es, in den Armen gehalten zu werden, wir alle kennen dieses Bedürfnis nach Geborgenheit. Ich kenne aber auch die Nähe, die keine ist – ohne Empathie, Leere zwischen eigentlich Vertrauten …
So lehrt uns auch diese Situation, achtsam zu sein! Es gibt viel zu ent-decken. Lasst uns alle Decken des »Social Contacting« lüften. Traue ich mich, aus meiner Deckung zu kommen? Mich mit Abstand betrachten zu lassen? Ohne Decke? Ohne Schutz? Mit Abstand sieht man vieles klarer! Auch ich kann die neue Perspektive auf mein Gegenüber nutzen, um das Bild zu vergrößern, den Fokus zu verlagern … Eine Bereicherung? Ich lasse mich überraschen!
Wir sind miteinander verbunden! Das ist meine feste Überzeugung, nicht erst seit dem Eintreffen des Briefes einer Freundin aus vergangenen Tagen – gerade gestern hatte ich an sie gedacht!
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»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Begegnungen mit Worten und Blicken gewinnen an Bedeutung! Und auch die für das Auge unsichtbaren Verbindungen werden offenbar!
Die Frau mit Mundschutz vor mir an der Kasse weist die Kassiererin darauf hin, dass sie lächelt! Wie schön, dass auch ihre Augen Freundlichkeit ausstrahlen!
Mit diesen Gedanken verbinde ich Grüße in dieser österlichen Zeit! Auferstehung geschieht – vielleicht erkennen wir es mit Abstand leichter!
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.