Erinnerungen leuchten auf
Corona lässt Erinnerungen aufleuchten: Bei Oma und Opa war Besuch angekündigt von unserer Tochter mit ihren beiden Kindern. Die Freude war groß und es gab für die Enkel viel zu entdecken in unserem herbstlichen Garten. Das Telefon klingelte und Jakob lief ins Zimmer und nahm den Anruf an. Er kam in den Garten und sagte: Oma, für Dich. »Hier ist Jens und ich grüße Sie. Weil ich gerade Rosinen aß, da musste ich an Sie denken. Rosinen habe ich von Ihnen bekommen als Nachbarkind und dies erinnert mich, heute Ihnen zu danken.«
Daran kann Oma sich nicht mehr erinnern. Es kann damals nur Studentenfutter gewesen sein, eine kleine Aufmerksamkeit, die ihn ein wenig ablenkt von seinem Schmerz über den Verlust seines Vaters.
Und dann hörte ich noch: »Ich glaube und bin sicher, Ihnen noch nicht gedankt zu haben für die Glückwünsche zur Geburt unserer Tochter Sophia«.
Der Anrufer Jens lebt in dieser Corona-Zeit in den USA und seine Frau mit den Kindern in Old Germany. So hat die Abgeschiedenheit, das Alleinsein Erinnerungen wach gerufen.
»Lieber Jens, gerade haben Sie mit unserem Enkel gesprochen und unsere Tochter ist auch vor Ort. So gebe ich das Telefon weiter, denn schon oft fragte sie nach Ihnen.«
Beide kennen sich aus der Schul- und Jugendzeit. Nun wurde viel erzählt und ausgetauscht.
In diesem Überraschungsanruf begegneten sich drei Generationen. Eine wunderbare Fügung.
So speichern Kinder kleine wertvolle Begegnungen, das Geschenk von »Rosinen«.
Wahrhaft, ein besonders Ereignis in der Corona-Zeit für mich und meine Familie. Hierfür sind wir dankbar.
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.
