Ich erinnere mich
Es war nicht leicht auszuhalten für mich. Jedes Gespräch, jede Begegnung nur mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand.
Drei Wochen lang war ich Patientin in einer Klinik. Drei Wochen lang sah ich alle Gesichter nur verhüllt hinter Masken. Umso mehr aber richtete sich meine Aufmerksamkeit auf Augen und Stimme eines Menschen.
Eine Frau fiel mir auf, ebenfalls Patientin. Wir begegneten uns ab und zu auf den Gängen. Bei jedem Zusammentreffen hob sie leicht die Hand zur Begrüßung. Wir schauten uns an, sie lächelte.
Es waren nur wenige Sätze, die wir miteinander wechselten. Das Sprechen fiel ihr schwer. Sie kämpfte mit den deutschen Wörtern. Ich habe weder ihren Namen noch ihre Herkunft erfahren.
Doch welche Überraschung. An meinem letzten Tag in der Klinik, schenkte sie mir zwei kleine Vögel, die sie in der Zeit ihres Aufenthaltes, aus Wollfäden, angefertigt hatte.
Zwei kleine Vögel gingen mit mir nach Hause, baumeln seit Tagen an meinem kleinen Apfelbaum auf dem Balkon. Sie erinnern mich an eine warmherzige, freundliche Frau. Jeden Tag eine Erinnerung, diese Freundlichkeit weiterzugeben.
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.