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Klimakonferenz

von Karl Heinz Haid
vom 14.04.2020
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Sie trafen sich um die Weihnachtszeit südlich des Tschadsees. Sie sprachen von der Trostlosigkeit der ehemals doch angenehmen Steppenlandschaft, die sich jetzt kaum noch von der großen Wüste unterscheidet. Davon, wie groß der See einst gewesen war und wie man an seinen Ufern doch seinen Lebensunterhalt finden konnte. Ein Satz zog den nächsten nach, und das Thema verbreiterte sich: Die Sahara weitet sich aus, der Regen hält sich nicht an die gewohnten Zeiten, Orkane verwüsten früher liebliche Landschaften … Kurz, das Klima ist aus den Fugen.

Da saßen sie nachdenklich still im Kreise. »Was kann man da machen«, sagte einer. Die andern zuckten mit den Schultern. »Alle Menschen wissen es ja, nur will keiner damit anfangen, sein Leben umzustellen«, nahm ein anderer das Gespräch wieder auf. »Dabei haben Wissenschaftler ausgerechnet, dass es höchste Zeit ist, den Ausstoß von Kohlendioxid in die Luft zu verringern, wenn das Schlimmste verhindert werden soll«, sprach mit ernster Miene ein Marabu. »Die Schulkinder haben es begriffen«, zwitscherte eine Schwalbe, »aber sie werden als Naivlinge belächelt.« Und so schleppte sich die Diskussion hin, bis sie wieder in ratlosem Schweigen versanken.

»Man müsste die Menschen zwingen, weniger in der Welt herumzufliegen«, sprach der Strauß mehr zu sich selbst. »Ja, es geht wohl nur mit Zwang«, nahm ein Geier die Idee auf. Aber wie sollten sie die Menschen dazu zwingen, wenigstens die Hälfte der Flugreisen einzustellen und weniger zu konsumieren, zumindest auf die Dinge zu verzichten, die sowieso keiner braucht.

Delegationen sollten erkunden, ob irgendwo auf der Welt ein kluger Vogel ein wirkungsvolles Mittel wüsste, die Menschen zum CO2-Sparen zu bringen. Und sie hatten Erfolg!

Schon nach wenigen Wochen trugen die Zugvögel das Mittel über die ganze Welt: COVID-19. Und bald wurde der Flugverkehr eingestellt, Fabriken schlossen und der CO2-Ausstoß sank auf kaum glaublich niedrige Werte.


Die Erkenntnis kam mir schlagartig, als ich den Wasserkrug vom Brunnen holen wollte und sah, dass ein Vogel auf dem Henkel etwas hinterlassen hatte; Corona? Kästner lässt grüßen.

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