Liegt Gewalt auf den Genen der Religion?
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Liegt Gewalt auf den Genen der Religion? »Zumindest liegt sie auf den Genen des politischen Islams«, sagt der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad: »Ich glaube nicht an die Formel ‘Zurück zum wahren Islam’ oder ‘Zurück zum Kern des Korans’. Ich glaube, wir brauchen eine Emanzipation von der Macht des Textes und vom Vorbild Mohammeds.«
Doch der Jesuit und Pädagoge Klaus Mertes hält den Islam nicht für einen Sonderfall der Religionen: »Jeder kann jederzeit der Gefahr der Gewalt erliegen, das ist kein Spezialgebiet des Islams und der Muslime. Ich habe ein Problem mit Leuten, die von sich behaupten, sie seien grundsätzlich kein Teil des Problems.«
Soll man deshalb am besten aus der Religion aussteigen? Keine Religion, kein Terror in der Welt? »Allei
thomas slaby-jansen 11.08.2017:
Die Idee der Auflösung von Systemen von innen heraus hat bisher Gewalt und Gegengewalt stabilisiert, bestenfalls auf einem akzeptierten "Elite"-StatusQuo eingefroren. Reflexion ist das Privileg der Intellektuellen, die sich ihre Menschen-Rechte auf Kosten anderer finanzieren und absichern. Nur bedingungslose Liebe vermag eine gerechtere Welt zu gestalten. Sie bedarf einer spirituellen Verwurzelung.Religiöse Gemeinschaften, die unterdrücken und ausgrenzen, bedürfen der liebenden Konfrontation! Betet für die "Römer", für die Selbstzerstörungsattentatverübenden, für die "Militärgeistlichen", für alle, die Gewalt als Lösung sehen und schreit auf, wenn Sie dafür das Göttliche missbrauchen! Denn nur ein Gott der Liebe lebt und ist allgegenwärtige Gegenwart.
Georg Lechner 08.08.2017, 08:06 Uhr:
Die gesellschaftlichen Zwänge, die Hamed Abdel-Samad beklagt und wesenstypisch dem Islam zuordnet, finden sich in den christlich geprägten Gesellschaften genauso und sind für viele Menschen der Anstoß, sich vom Christentum abzuwenden.
Religion und Konfession sind zwar aufeinander angewiesen (ohne Konfession keine Sicherstellung der religiösen Überlieferung, ohne Religion kein spiritueller Kern der Konfessionen), aber eben nicht das Gleiche. Die religiöse Botschaft enthält gerade in den monotheistischen Traditionen das beste Gegengift gegen geistlichen Machtmissbrauch, indem es die Unverfügbarkeit Gottes im Bilderverbot betont.
Georg Lechner 07.08.2017, 15:30 Uhr:
Frage an Hamed Abdel-Samad: Wieso erwartet Gott, dass sich die Menschen für ihn opfern? Das heißt doch umgekehrt, dass Gott ohne dieses Opfer defizitär wäre. Die Formulierung vom "politischen Islam" gebrauchen in Österreich typischerweise die Rechtspopulisten. Es ist unbestreitbar, dass der Islam von den Theokratien politisch missbraucht wird, wie wir es auch aus der Geschichte des Christentums kennen. Da gab es auch mehr als oft das schlampige Verhältnis von Thron und Altar, und es gibt die petrodollarinfizierte Dickdarmakrobatik westlicher Politiker bei diesen Machthabern. Auch wenn Mohammed selbst schon ein Machthaber war, der seine eigenen Ansätze verraten hat,so sind diese Ansätze der spirituelle Kern des Islam und nicht die Machtdurchsetzung und es gilt noch immer Mohammeds Diktum (auch gegen ihn selbst anwendbar), dass er jeden Mörder vor dem Richterstuhl Gottes anklagen wird.
Paul Haverkamp 07.08.2017, 12:10 Uhr:
Ich stimme Mertes zu, wenn er feststellt, dass wir Macht gebrauchen. Doch welche?
Wir gebrauchen keine klerikale Männermacht, keine Macht des CIC, keine Dogmen-und Katechismusmacht, keine Macht des Pomps, des Reichtums und des Herrschaftsanspruchs!
Was wir brauchen, ist die Macht der Liebe, der Barmherzigkeit und der Solidarität mit den Ärmsten der Armen. Ich fordere ein die Macht der Armut, der Selbstlosigkeit und der Menschlichkeit.
Ich fordere ein die Macht zur Rückkehr zu den jesuanischen Quellen – eine Macht, die sich nicht in und an Gesetzen festmachen lässt, sondern in der Umsetzung von Taten; und zwar Taten, die Menschen nicht klassifiziert, isoliert oder entsolidarisiert. Der einzige Maßstab für alle Menschen ist die Beachtung ihrer Würde und nicht diejenige seines sozialen Standes, seines Geldes, seines Geschlechts oder seiner gesellschaftspolitischen Reputation.
Die Einlösung einer solch unterschiedslosen Machtwahrnehmung nenne ich jesuanisch!