Katholikentag in Erfurt
Sinn und Sinnlichkeit
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Mama, was sind das für komische Leute?«, fragt das Kind und drückt die Nase gegen das Fenster der Straßenbahn, die durch die Erfurter Innenstadt rollt. »Das sind Nonnen und Mönche«, sagt die Mutter. »Und was machen die da?«, will das Kind wissen. »Die haben Katholikentag, das geht noch bis Sonntag«, antwortet die Mutter, und man meint einen seufzenden Unterton zu vernehmen. »Gehen wir auch mal durch die Zeltstadt?«, fragt das Kind, als die Tram den Domplatz erreicht – »Nein, das ist nichts für uns.«
Während sich im Westen der Bundesrepublik gelangweilte Gleichgültigkeit gegenüber dem Christentum breitmacht, nach dem Motto: Das gehört zu unserer Tradition, hat uns aber für heute nichts mehr zu sagen, ist im Osten Religion mit einer exotischen Aura der Fremdheit umgeben. Für die Mehrheit der Erfur
Werner Schniedermann 12.07.2024:
Bundespräsident Walter Steinmeier hat auf dem Katholikentag eine Frage gestellt, die eher als Aufforderung zu verstehen ist: »Geben die Kirchen zu wenig Anstoß? Ist ihre Botschaft zu leise, zu blass?« Ausgerechnet Papst Franziskus versucht sich daran – und wird dafür viel gescholten, auch aus den eigenen Reihen. Einerseits ist der Papst in innerkirchlichen Fragen zögerlich, macht Fehler, versucht die Kirche zusammenzuhalten, kann dabei nicht einfach europäische und deutsche Sichtweisen übernehmen. Andererseits ist er in seinen Enzykliken sehr klar: ein System, das aus Natur und Mensch das Letzte herauspresst, hat keine Zukunft, kumulierend in dem Satz: »Diese Wirtschaft tötet!« Das ist nicht leise, entspricht aber der häufig provokanten Klarheit Jesu in seinen Gleichnissen, wenn er vermeintlich unumstößliche Wahrheiten aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet. Leise waren dagegen die Reaktionen des deutschen Katholizismus. Einer inhaltlichen Diskussion ausweichend, verspielt dieser die Chance, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich berechtigte Sorgen über die Zukunft machen. Was sollen sie mit einer Religion anfangen, die sich nicht kümmert? Bundespräsident Steinmeier erinnerte daran, dass geistige und religiöse Überzeugungen Grundlagen für ein friedliches Gemeinwesen sind, »weil sie ihren Glauben als Dienst an den Menschen sehen«. Die inzwischen fast vergessene katholische Soziallehre habe zur gefundenen Gestalt des Sozial- und Wohlfahrtsstaates in Deutschland viel beigetragen. Wir Katholiken sollten aus unserem ständigen Kreisen um uns selbst ausbrechen und froh sein, dass Papst Franziskus uns Denkanstöße für unseren Umgang mit Mensch und Natur gibt.
Herbert Sauer 13.06.2024, 19:20 Uhr:
Das Konzept des Erfurter Katholikentags hat zwar funktioniert, aber ob damit eine bessere Nachfolge von Christus programmiert wird ist nur zu hoffen.
Meines Erachtens hätte z.B. das wichtige Thema der Reformthese 5 von "Wir sind Kirche": Sein Reich ist nicht von dieser Welt, aber es verhält sich nicht gleichgültig gegenüber dem Seufzen der bedrängten Kreatur, dem Leiden der Menschen und großer Teile der Menschheit. Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein. Die frühen Christen verehrten Christus als guten Hirten, der für die kranken und schwachen „Schafe“ sorgt. Er war – so ein heutzutage fast vergessener Name – der Heiland, also einer, der heilt. Dieser heilende Heiland-Glaube ist wiederzuentdecken als Befreiungsglaube für das Seelische genauso wie für das Körperliche. Das schließt den geschundenen Körper ganzer Völker, Klassen, Gesellschaften und Nationen ein - Hoffentlich beim nächsten Kirchentag.