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Vatikan-Gipfel: Angst vor der Reform

Auf dem Vatikan-Gipfel gegen Kindesmissbrauch wurde viel geredet, aber wenig Konkretes getan: Soll das so bleiben? Thomas Andonie, Vorsitzender des BDKJ, des größten Dachverbands katholischer Jugendverbände, ist sich sicher: »So wird die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht wieder herstellen können«
von Britta Baas vom 25.02.2019
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Am Ende des Vatikan-Gipfels: Der Vorhang fällt - und alle Fragen offen. »So wird die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht wieder herstellen können«, sagt Thomas Andonie (rechts). (Fotos: pa/Wolf; KNA)
Am Ende des Vatikan-Gipfels: Der Vorhang fällt - und alle Fragen offen. »So wird die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht wieder herstellen können«, sagt Thomas Andonie (rechts). (Fotos: pa/Wolf; KNA)
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Publik-Forum.de: Der Vatikan-Gipfel ist vorbei, viele sind von dessen Ergebnis enttäuscht: zu unkonkret, zu wenig Systemkritik. Wie sehen Sie´s?

Thomas Andonie: Wir sind auch enttäuscht von dem Gipfel. Deshalb, weil von vielen Seiten nicht erkannt wurde, dass es sich um ein strukturelles, ein systemisches Problem handelt, das entsprechend gelöst werden muss. So wird die Kirche ihre Glaubwürdigkeit nicht wieder herstellen können. Denn sexualisierte Gewalt beruht auf einem strukturellen Problem. Es braucht den Blick für die Opfer, unabhängige Untersuchungen, die Übernahme persönlicher Verantwortung, angemessene Entschädigun

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Petra S 09.03.2019:
Ich weiß nicht, inwieweit Sie Informiert sind, neben dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen
ist noch ein weiterer Missbrauch aufgedeckt worden - der an Gottes Dienerinnen.

Wenn Sie es nicht glauben, sehen sie in der Arte Mediathek nach.

Titel: Gottes missbrauchte Dienerinnen Sendung Faschingsdienstag 05.03.19 um 20:15

Ich war entsetzt. Diese Geschichte steht bis heute in keiner Zeitung.Bitte helfen Sie auch soweit es Ihnen möglich ist

vielen Dank, Gottes Segen
Wenn möglich Rückantwort

Martin Birkhäuser 05.03.2019:
Wir haben noch gar nicht richtig realisiert, dass die katholische Kirche durch ihre Miss­brauch-Verbrechen von nun an stigmatisiert ist, wie Kain, der seinen Bruder erschlug. Und es hat wohl auch noch niemand wirklich erfasst, welche Folgen das für die Kirche noch haben wird. Nächstliegend zum Beispiel die, dass es in der bevorstehenden österlichen Bußzeit nicht mehr möglich sein wird, dass der Klerus das Kir­chenvolk glaubhaft zu Reue, Umkehr und Buße aufruft, ohne dass zuvor all diejenigen Bischöfe, die Missbrauch ver­tuscht und Straftäter wohlwissend versetzt haben, ein persönliches Schuldeingeständnis ablegen!

Karl Berberich 28.02.2019, 09:31 Uhr:
Paul Havenkamp hat das Ganze gut auf den Punkt gebracht.
Es geht darum, Form und Inhalt an Jesus selbst auszurichten. Man hat an der Kritik Luthers zu wenige Konsequenzen gezogen. Drewermann, den immerhin ein Bischof mittlerweile mit einem Propheten vergleicht, sollte seine Aussagen noch mehr zur Diskussion stellen.
In der heutigen Zeit wirkt schon die äußere Form der Hermelinträger mit den roten Käppis eher wie Karneval, ist zwar ganz im Sinne der gnädige Frau von Thurn und Taxis, steht aber im krassen Gegensatz zum Auftreten von Jesus.

Der Papst mag in vielen Aussagen umstritten sein, aber immerhin hat er das Ganze ins Rollen gebracht. Es bleibt nur zu hoffen, dass das schöne Märchenpatriarchat, aufgehoben in einen Dogmenturm, der bis zum Unfehlbarkeistswahn anwuchs, jetzt zu einer Umkehr fähig wird.


Ludwig Baum 27.02.2019:
Es wird noch lange dauern, bis sich etwas ändert in der römischen Kirche (wahrscheinlich auch in den anderen!).
Meine vor zwei Jahren verstorbene Frau hat sich in den 80ern um von einem Pfarrer in Recklinghausen mißbrauchte Jugendliche gekümmert. Sie mußte erst mit einer Nachricht an "Bild" drohen, ehe sie einen Termin beim Bischof von Münster bekam.
(Der Pfarrer war wegen gleicher Verfehlungen vom Niederrhein nach Recklinghausen versetzt worden und wurde von Recklinghausen als Hausgeistlicher an ein Nonnenkloster versetzt, weil er da ja nicht gefährdet sei. (Die Kinder sind Boten des Teufels!) -
Das ist pikant! Der Mißbrauch an Nonnen und Frauen im Kirchendienst ist auf der Konferenz in Rom ja noch gar nicht behandelt worden. Das einzige ist eine vergleichsweise offene Antwort von Bergoglio auf eine Interviewfrage.
Gott hat nicht nur sein auserwähltes Volk in Auschwitz und anderswo im Stich gelassen, sondern auch die Jünger seines Sohnes.

Karl Eichner 26.02.2019:
Dadurch hat sie der ganzen Menschheit einen guten Dienst geleistet. Wie der Heilige Vater formuliert hat: die Kirche möchte „der laute Schrei der Kinder“ werden. In der Konferenz wurde darauf hingewiesen, dass Kinder in eine immer ausgeliefertere Situation kommen, wenn die Welt nicht mit dieser Sünde bricht. Mit Freude und Erleichterung kehre ich heim und und hoffe darauf, dass diese Konferenz der Erneuerung dienen wird."

Auf Anfrage gebe ich gerne die Quelle in der Originalsprache an. Dieser Bischof kommt nicht aus Afrika oder Asien sondern ist der Vorsitzende der Bischofskonferenz im östlichen Europa. So was sollten sie Organisatoren dieser Konferenz wissen, wie der Papst auch, denke ich. Auch Kardinal Marx, der optimistisch verkündet, die Bischöfe sind sich der Tragweite der Sache nun bewusst. Er wollte sie ihnen bewusst machen, wäre die richtige Formulierung.

Karl Eichner 26.02.2019:
"Weltweit haben die Bischöfe ein sehr unterschiedliches Problembewusstsein." - sagt Thomas Andonie. Aus einem Land nur 500 km östlich von Deutschland beschließt der Vorsitzende der nationalen Bischofskonferenz in einem Interview für sein Hausmedium seinen Bericht vom Missbrauchsgipfel in Rom:
Ich fühle mich viel befreiter als vor drei Tagen, als ich angekommen bin. Wir haben früher nicht so richtig gewusst, welchen Charakter diese Tagung haben würde. Das könnte einem auch die Seele belastet haben, dass obwohl solche Straftaten vor allem nicht von Kirchenleuten begangen werden, viele diese doch mit der Kirche verbinden. Mehrere Mitbrüder im priesterlichen Amt haben gesagt, sie würden sich fast schon schämen, weil sie Priester sind. Jetzt habe ich ein Gefühl der Freude. Das prophetische Gesicht der Kirche hat sich gezeigt, denn sie hat sich mit dieser geheim gehaltenen Sünde über ihre Betroffenheit hinaus offen beschäftigt. (...)

Bernhard Ferber 26.02.2019, 15:14 Uhr:
Ehrlich gesagt, bewundere ich den Glauben dieser jungen Katholiken. Zu denen gehörte ich auch mal und war in den 90ern recht aktiv beim damaligen sog. Kirchenvolksbegehren. Inzwischen bin ich evangelisch, denn ich erkenne, dass diese kath. Kirche strukturell reformunfähig ist. Diese Pseudo-Veranstaltung belegt das einmal mehr. Ich muß aber nicht noch 500 Jahre warten, bis es den Herren Gralshütern der kath. Dogmen gefällt, die Pflicht zum Zölibat für Priester aufzuheben und die Gleichberechtigung von Frauen zu leben. Luther sei Dank.

Paul Haverkamp 26.02.2019, 11:04 Uhr:

• Entlassung und Verurteilung aller Priester mit pädophiler Vergangenheit – Auch die Vertuscher dieser Verbrechen (Bischöfe, Kardinäle, Personalchefs) müssen sofort verurteilt und entlassen werden.

• Neuausrichtung eines von Misogynie geprägten Frauenbildes – Abschaffung des Verbots der Frauenordination

• Abschaffung des Zwangszölibats

• Gegenwartsorientiertes Konzept zum Themenbereich „Ehe, Familie und Sexualität“, das Freiheit, Menschenwürde und Toleranz als Grundlagen vorzeigt

• Vollständige Aufhebung eines göttlich begründeten Rangunterschiedes zwischen Klerikern und Laien ; Kleriker und Laien müssen sich auf Augenhöhe begegnen können.

Nicht die reformorientierten und kritisch ausgerichteten Reformkatholiken stehen im Bunde mit dem Teufel.

Funktionäre der Kirche haben Jesus Schmutz ins Gesicht geworfen. Und dieser Schmutz kommt nicht von außen, er kommt von innen.

Paul Haverkamp, Lingen

Paul Haverkamp 26.02.2019, 11:02 Uhr:
Auf eine Jahrtausendkrise kann man nur mit einer Jahrtausendreform antworten.

Genau wie es nach dem von Luther ausgelöstem Sturm in der kath. Kirche eines Konzils bedurfte, so bedarf es heute nach dem Tsunamie der Aufdeckung der urbi et orbi geschehenen Pädophilie-Verbrechen durch Kleriker eines Konzils, das den Kurs der kath. Kirche neu ausrichtet.

Ein jesuanisch geprägtes Erneuerungskonzil muss folgende Strukturerneuerungen durchsetzen:

• Überwindung einer männerbündisch - androzentrisch ausgerichtete Kirchenhierarchie

• Überwindung einer Hermetisierung von Macht durch eine strikte Klerikalisierung ; zugleich Überwindung eines sich vergöttlichenden Klerikerstandes

• Einführung demokratisch, transparenter Formen der Gewaltenteilung

• Einrichtung einer demokratischen Verwaltungsgerichtsbarkeit

Teil 2 folgt

Giorgio Bavarese 26.02.2019:
Jetzt beschäftigen wir uns schon wieder mit Kirche, als gäb es nichts Wichtigeres. Das scheint mir fast so pervers wie pädophile Geistliche im Machtrausch.
War da nicht am Anfang was mit "wer der Erste unter euch sein will..." und mit Fortsetzung à la "mindere Brüder" (Franziskus)?
Schrecklich wenig ist davon geblieben. Ich bin für einen Neustart. Wie schon einmal. Einfach und von Grund auf.

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