Naturwissenschaft und Religion
Von nichts kommt nichts
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Naturwissenschaft und christlicher Glaube scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen. Die Situation ist gekennzeichnet durch einen ungesunden Gegensatz zwischen einem szientifischen Dogmatismus und einem religiösen Fundamentalismus. Die Szientisten sind der Überzeugung, dass Naturwissenschaft eine materialistisch-atheistische Instanz ist. In den Formeln der Physik kommt Gott nicht vor und in der darwinistischen Evolutionstheorie auch nicht. Daraus scheint zu folgen, dass wir Gott zur Erklärung der Welt nicht benötigen. Er ist überflüssig, bedeutungslos, so gut wie nicht existent.
Die religiösen Fundamentalisten gehen auf der anderen Seite von ihrer spirituellen Glaubenserfahrung aus und rechnen Gott zum festen Bestand ihrer Überzeugungen. Wenn Gott in den Formeln der Physik und in den Modelle
Gottfried Keller 03.11.2023:
Sowohl in der Vorstellung der Materie als auch in ihren Organisationsformen und in ihrer Entwicklung zu immer neuen Möglichkeiten sind den Wissenschaftlern auch immer neue offene Fragen begegnet, die das Ganze des Lebens und der Welt nicht zu erfassen vermögen. Darin jedoch einen Hinweis auf die Existenz Gottes erkennen zu wollen erscheint mir wie der Versuch, Gott als den Schöpfer in seiner Schöpfung erweisen zu wollen. Wenn auch die gegenwärtig diskutierte Emergenz viele Fragen offenlässt, so ist es doch wahrscheinlich, dass es in Zukunft dazu neue Erkenntnisse geben könnte. Glaube und Naturwissenschaften sind für mich zwei unterschiedliche Kategorien des Lebens, die nicht zu vermischen sind. Der Glaube gehört zum Wissenschaftler, aber nicht in die Wissenschaft, aus der er bisher immer weiter verdrängt wurde.
Jürgen Linnewedel 03.11.2023:
Die Hauptfrage in dem Artikel ging mir nach: Was ist das System, das »radikal Neues« produziert? Die Antwort des Artikels bleibt letztlich in der Schwebe. Mir scheint eine Antwort ist zu finden: »Geist« – universaler schöpferischer Geist. Konkret: Menschlicher Geist ist »Geist vom Geist«, Geist vom universalen Geist, ebenso menschliches Bewusstsein, Sprache und so weiter. Dies wird plausibel, wenn man hört oder liest, wie manche Quantenphysiker ihre Befunde beschreiben und deuten, etwa Hans Peter Dürr (1929-2014). Seine Deutung: Letztlich gibt es nichts Festes im Universum. Es existiert nur »Energie«, Energie in weitestem und höchstem Sinn, schwingende Kraft voller Gestaltungsmöglichkeiten, fähig zu Größtem und Kleinstem. Am ehesten zu deuten als »Geist«, als schöpfungsmächtiger Geist. Dem folgen? Mir hilft es. Ich »komme nicht von nichts«, sondern bin eingebunden in eine große, letztlich geistige Wirklichkeit – in allumfassende schöpferische Wirklichkeit.
Gerhard Henzler 19.10.2023, 19:04 Uhr:
Die langen Ausführungen von Prof. Mutschler zum Thema Naturwissenschaft und Religion überzeugen mich nicht. Ich stelle seiner Meinung drei Thesen gegenüber.
1. Naturwissenschaft und Religion sind zwei Bereiche ,die sich nicht berühren. Die Religionen gehören zum Bereich der Gefühle, die Naturwissenschaften zum Bereich des Verstandes.
2. Religionen sind eine Erfindung der Menschen im Zuge der Evolution.
3. Die Religionen haben viele wichtige Funktion für die Entwicklung der Menschheit z.B. bei der Gemeinschaftsbildung oder bei der Entwicklung von Wertmaßstäben.
Georg Lechner 09.10.2023, 16:59 Uhr:
Für die Entwicklung von Moral und anderer Unterscheidungen zwischen Mensch und Tier war wohl nicht der individuelle Nutzen, sondern der kollektive Nutzen ausschlaggebend. Als eine Stufe in der Richtung sehe ich die Brutpflege, die zwar unterhalb der Säugetiere auch zum Teil zu beobachten ist, bei den Säugetieren aber in viel stärker ausgeprägter Form.
Die Arten von Lebewesen, die wir derzeit vorfinden, stehen in einem dynamischen Verhältnis von Symbiosen und Konkurrenz zueinander, abhängig auch von Umweltbedingungen (in die der Mensch massiv und zum Teil wohl irreversibel eingreift und damit möglicherweise den Bestand der eigenen Art gefährdet).
Mit Feuerbach sehe ich Gott als Erfindung der Menschen, im Unterschied zu ihm aber als höchste menschliche Kulturleistung ("Freiheit der Geringsten in der Gemeinschaft aller" im Sinne des frommen Dadaisten Hugo Ball). Ohne einen so verstandenen (und gelebten) Gott wären wir "jenseits von Eden".
Georg Lechner 09.10.2023, 16:33 Uhr:
Was heißt Leben? Im biologisch -chemischen Sinn: Einen Stoffwechsel haben, mit dessen Hilfe die Energie für die Prozesse wie Bewegung, Vermehrung/ Zellteilung, Informationserfassung und - verarbeitung bereitgestellt wird. Grundlegende Bedingung für die Aufrechterhaltung dieser Prozesse ist das Bestehen einer Umhüllung für die einzelne/n Zelle/n, die eine Steuerung des Stofftransports durch die Umhüllung erlaubt. Nur so lassen sich Unterschiede in der Zusammensetzung zwischen "innen" und "außen" aufrechterhalten, die für den Energiehaushalt unabdingbare Voraussetzung sind.
Daraus rückschließend muss bei der Entstehung von Leben in einer ersten primitiven Form ein gegenüber der Umgebung isolierter Bereich bestanden haben, etwa von einem lichtdurchlässigen Glimmerplättchen abgedichtet. Wie die Entwicklung im Detail über irgendwelche Selektionsprozesse verlaufen ist, wird sich wohl nicht mehr rückverfolgen lassen.