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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 24/2021
Der Inhalt:

Katholische Kirche in Frankreich
Wer liebt wen in Notre Dame?

Erzbischof Michel Aupetit tritt zurück, Papst Franziskus sagt Merkwüriges, eine Akademie spaltet sich. Szenen einer Kirchenkrise
von Michael Schrom vom 17.12.2021
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Frankreich, katholische Kirche, Michel AupetitDa war er noch Erzbischof: Michel Aupetit bei der Karfreitagsprozession. (Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP
Frankreich, katholische Kirche, Michel AupetitDa war er noch Erzbischof: Michel Aupetit bei der Karfreitagsprozession. (Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP

Geradezu mit Blitzgeschwindigkeit hat Papst Franziskus den Amtsverzicht des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit angenommen (siehe Kommentar Seite 11). Die Vorgeschichte ist bizarr. Aupetit soll eine private Mail versehentlich an eine Sekretärin im Bistum geschickt haben. Die Mail gelangte an die Presse, das Magazin Le Point berichtete, dass Aupetit seit seiner Zeit als Generalvikar, also fast zehn Jahre lang, eine aus Kirchensicht unangemessene Beziehung zu einer Frau unterhalte. Der Pariser Erzbischof bestreitet dies. Er habe einer Frau, die ihm immer wieder zu nahe gekommen sei, Grenzen aufzeigen müssen. Die nun öffentlich gewordene Kommunikation könne jedoch missverstanden werden, so habe er dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 24/2021 vom 17.12.2021, Seite 42
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Das klingt nach einer Schmonzette: Böse Eva verfolgt armen Bischof. Nun aber wird es vollends grotesk: Papst Franziskus sagt Journalisten auf dem Rückflug seiner Griechenlandreise, er habe den Rücktritt, »nicht auf dem Altar der Wahrheit, sondern auf dem Altar der Heuchelei« angenommen. Der Heilige Vater als eine Art Abraham, der seine geliebten Bischofssöhne opfert, wenn es die göttliche Stimme der Medien befiehlt? Einmal in Rage geredet, fügte Franziskus hinzu: Aupetit habe einst seine Sekretärin leicht gestreichelt und massiert, mehr nicht. Das macht die Sache vollends rätselhaft, denn, wie Le Match schreibt, ging es nie um seine Sekretärin, sondern um eine Frau namens »Colette«. Französische Medien spekulieren, ob es sich um die belgische Theologin Laetitia Calmeyn handelt, die, bevor Franziskus sie 2018 als Beraterin in die Glaubenskongregation berief, in Paris lehrte, den Status einer »geweihten Jungfrau« hat und mit Aupetit befreundet ist. Kurz nach seinem Rücktritt wurden die beiden bei einem Waldspaziergang gesehen.

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Schon vor dieser Geschichte gab es Kritik an Aupetits Amtsführung, von links wie von rechts. Im März schloss er das pastorale Zentrum Saint Merri in der Nähe des Centre Pompidou. Seit 1975 war dort ein Treffpunkt »linker« Katholiken, der von Laien und Priestern paritätisch geleitet wurde. Aupetit legte sich aber auch mit den in Paris besonders starken Traditionalisten an. Er reduzierte die Zahl der Kirchen, in denen die Messe nach dem Alten Ritus gefeiert wird und entließ den Leiter einer Traditionalistenschule.

Aupetits Rücktritt verschärft noch einmal die Krise der katholischen Kirche in Frankreich. So ist die Academie catholique im Streit über die Bewertung des Berichts der unabhängigen staatlichen Untersuchungskommission zu Missbrauch in der Kirche zerbrochen. Die Studie schätzt, dass dort seit 1950 bis zu 330 000 Minderjährige Opfer sexueller Übergriffe geworden sind und beschränkt sich dabei nicht nur auf aktenkundige Vorfälle, sondern bezieht auch Hochrechnungen ein. Acht Mitglieder der Academie catholique, darunter ihr Präsident, haben dies als unwissenschaftlich und ideologisch motiviert bezeichnet. Daraufhin sind andere renommierte Persönlichkeiten aus der Akademie ausgetreten. Diese war 2008 gegründet worden, um die Stimme der katholischen Kirche im laizistischen Frankreich präsenter zu machen.

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