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Cornelia Füllkrug-Weitzel

Publik-Forum kenne ich seit den Tagen meines Studiums – also schon ziemlich lange…– als wir politisch orientierten Studentinnen und Studenten der evangelischen Theologie dankbar waren für jede Publikation, die die uns wichtigen Themen der internationalen Gerechtigkeit und Solidarität und einer Friedensordnung, die allen Völkern und allen Menschen Sicherheit schenkt, befreiungstheologisch-ethisch reflektiert hat.

Wir haben alles intellektuell aufgesogen, was Kirche gleich welcher Konfession »von unten« vom gemeinsamen Auftrag her versucht hat, zu denken und zu organisieren – frei nach dem Motto von Carlos Mesters: »Die Glut kommt von unten«. Dabei war damals PuFo neben den evangelischen Publikationen, namentlich dem rheinischen »Fluchblatt« und der »Jungen Kirche«, hilfreich. PuFo – besonders die Themenhefte – ist seitdem immer wieder Resonanzmedium und Anstoß zum Weiterdenken und aufschlussreiche Informationsquelle gewesen.

Was hat mich geprägt?

1. Freiwillige Arbeit mit obdachlosen Mädchen als Schülerin: die Erkenntnis, dass alles weder gut-bürgerlich, noch die Welt heil ist. Und dass sie für Mädchen und Frauen besondere Härten bereithält. 2. Ein studentisches Praktikum bei Waldensern in Italien, wo a) chilenische Folteropfer Pinochets gerade in Sicherheit gebracht worden waren und wo b) analphabetische Arbeiter aus dem Süden Italiens das für ihr Leben und Arbeiten Wichtige lernten: a) militärische Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sichern die Interessen der Reichen im Inland und weltweiter Unternehmen. Sie hinterlassen tiefe Traumata bei den Opfern; . b) Kennenlernen der Befreiungspädagogik von Paolo Freire und Ivan Illich. 3. Studium und Zeit als Assistentin bei Prof. Helmut Gollwitzer an der Freien Universität: Lehren aus der Bekennenden Kirche 1933–45 – aus dem Glauben lebensfeindlichen Kräften und Entwicklungen widerstehen. Biblische Texte in ihrem biblischen und sozialen/politischen Kontext (damals und heute) auslegen. Zeitungslektüre und Bibellektüre gehören zusammen. 4. Vielfältige internationale und interkonfessionelle Begegnungen im Rahmen des europäischen Zweiges des Christlichen Welt-Studentenbundes (WSCF) und Mitarbeit in der weltweiten Ökumene im Kontext des Ökumenischen Rates der Kirchen/ÖRK und des Konziliaren Prozesses: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gehören untrennbar zusammen; das Eintreten dafür braucht Bündnisse und Zusammenarbeit über nationale und kirchliche Grenzen hinweg. Um Gottes Weisheit und Willen zu erkennen und zu folgen, brauchen wir die Perspektiven Aller und sind wir aufeinander angewiesen. 5. Als manchmal die erste und immer eine der wenigen Frauen in Leitungsgremien oder Positionen: Diskriminierung von Frauen ist in den Köpfen und Strukturen von Kirche und Gesellschaft nach wie vor präsent und deren Überwindung erfordert von allen Geschlechtern mehr Engagement für Gleichberechtigung.

Was habe ich beruflich damit angefangen?

Evangelische Theologie und Politik (und Nebenfach Erwachsenenpädagogik) studiert mit Magisterabschluss, Kirchlichen Dienstexamina und Ordination. Assistentin am Seminar für Evangelische Theologie der Freien Universität. Frauenreferentin im Berliner Missionswerk und später entwicklungsbezogene Inlands- und Ausländerarbeit und stellvertretende Direktorin, Menschenrechtsreferentin im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 21 Jahre (bis 2/2021) lang Chefin der evangelischen Hilfswerke »Brot für die Welt« (Entwicklungs-, Menschenrechts-, Friedenarbeit, Engagement für Klimagerechtigkeit und Klimaanpassung, für Biodiversität, für die Stärkung und Rechte der Zivilgesellschaft, der Frauen und der besonders vulnerablen Gruppen) und Diakonie Katastrophenhilfe (Humanitäre Hilfe). Doktor(in) ehrenhalber an einer indischen Hochschule, viele nebenamtliche Lehraufträge an verschiedenen Hoch- und Fachhochschulen, seit 2020 Honorarprofessorin für Internationale Sozialarbeit. Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen der Bundesregierung und des BMZ und in vielen internationalen ökumenischen (katholisch würde man sagen: weltkirchlichen) Gremien.

Was beschäftigt mich gerade?

Als Mitglied des »Rates für Nachhaltige Entwicklung« vor allem die internationalen Dimensionen eines nachhaltigen Engagements unseres Landes; als »Climate Justice Ambassador« der weltweiten ACT Alliance (eines weltweiten Zusammenschlusses kirchlicher Entwicklungs-und Humanitären Hilfswerke aller nicht-katholischer Kirchen) die internationale Klimagerechtigkeit – wie natürlich nach wie vor alle internationalen Gerechtigkeitsfragen; als »Thursday in Black Ambassador« des Ökumenischen Rates der Kirchen das Thema Gewalt gegen Frauen und Gender Justice. In Vorbereitung auf ein globales Projekt aus Anlass des 150. Paulskirchenjubiläums 2023 das Thema Demokratie global und der Zustand der globalen Zivilgesellschaft. Als Kuratorin eines Frauenklosterstifts das Empowerment von Frauen und das Pilgern. Und noch das eine oder andere mehr…

Was bringe ich als Herausgeberin ein?

Erfahrungen und Wissen aus vielen Jahren Engagement in den o.g. Themenfeldern, zivilgesellschaftlichen und ökumenischen Bezügen; Kenntnisse der Kämpfe und Perspektiven vieler marginalisierter Gruppen weltweit und der Intersektionalität von Marginalisierung und Diskriminierung; ein großes ökumenisches (weltkirchliches und interkonfessionelles) Herz, Wissen und Netzwerk. Ein evangelisch »unverfrorenes« weibliches Selbstbewusstsein und unerschrockenes Engagement für Rechte und Beteiligung von Frauen. Viel Neugierde und Interesse am Weiterlernen!