Harald Pawlowski – Ehrenherausgeber
Wie kam es dazu, dass ich im Jahre 1972 bereit und willens war, Publik-Forum redaktionell zu verantworten und zusammen mit der Leserinitiative Publik e. V. den überaus arbeitsreichen »Weg von unten« zu gehen? Seitdem ist mehr als ein Vierteljahrhundert ins Land gegangen. Aus meiner jahrelangen Nebenerwerbsstelle Publik-Forum entwickelte sich bis heute eine mehrköpfige Redaktion; auf zwei bis sechs ehrenamtliche Engagements von damals kommen heute mehr als zwei Dutzend hauptamtliche Stellen. Der Seitenumfang von Publik-Forum stieg von acht Seiten auf oft mehr als 64 Seiten heute. Aus 6000 Erstlesern wurden rund 40.000.
Ich entschied mich 1972 für Publik-Forum, weil die katholischen Bischöfe der von ihnen selbst gegründeten großen Wochenzeitung Publik nach drei Jahren Existenz den Geldhahn abdrehten. Die Publik-Redakteure hatten das Wort von der Freiheit in der Kirche zu ernst genommen. Der Leserinitiative und mir ging es darum, eine freimütige, unabhängige christliche Stimme zu erheben.
Weshalb aber war ich von Bonn nach Frankfurt zu Publik gegangen? Ebendarum – um die von den Bischöfen unter dem Eindruck des II. Vatikanischen Konzils noch mutig gebotene Chance zur publizistischen Demonstration innerkirchlicher, dialogischer Freiheit zu nutzen. In Bonn hatte ich drei Jahre lang den so genannten »roten Dienst« der KNA redigiert. Ich befand mich damals an der politischen Schaltstelle zur Großen Koalition von CDU/CSU und SPD. Ein Bischof, der mich sehr gut kannte, hatte mich dorthin vermittelt. Sein Gewissen hatte ihm keine Ruhe gelassen. Denn er war es gewesen, dem ich, ein Hamburger, den Beginn meiner publizistischen Laufbahn im Nachrichtenmagazin Der Spiegel in Hamburg verdankte. Jedenfalls indirekt. Denn er hatte es »verschuldet«, dass ich dem »Teufel Spiegel« meine Dienste anbot, nachdem er mich auf Drängen der Hamburger CDU wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hatte. Meine allzu konkreten politischen Aktivitäten als hauptamtlicher Bildungsfachmann des BDKJ in Hamburg hatten die dortige CDU in eine Krise gebracht. Die befürchtete einen Kurswechsel nach links. Mit Recht.
Im Spiegel war ich drei Jahre lang tätig. Das Nachrichtenmagazin war für mich eine (zweite) Fluchtburg vor den Nachstellungen der Hamburger CDU. Die erste Fluchtburg war der BDKJ, die Jugendzentrale in Düsseldorf, für die ich in Hamburg drei Jahre lang arbeitete.
Der Hamburger Partei war ich überaus gefährlich. Dem damaligen Bundesvorsitzenden der CDA, Hans Katzer, war es nach vielen vergeblichen Versuchen gelungen, mich 1953 für den Posten des Landessozialsekretärs der CDA in Hamburg zu gewinnen. Katzer hielt mich für diese Aufgabe, die ich sechs Jahre lang ausfüllte, für prädestiniert: Ich war damals Leiter der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) in Hamburg (ehrenamtlich), dort BILD-bekannt als »Arbeiterlümmel«; fünf Jahre lang war ich als Baufacharbeiter auf dem Bau tätig, dabei und danach hatte ich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert.
Spiritualität, Dynamik und Arbeitsweise der CAJ der damaligen Zeit haben mich bis heute tief geprägt. 1948 war für mich ein geistiger Umbruch, denn noch bis Kriegsende war ich, damals 15-jährig, ein organisierter »Hitlerjunge«.
Mein Lebenslauf hatte und hat eine überaus wichtige Begleitung: meine Frau Hildegard. Ohne sie wäre mein Lebensweg völlig anders verlaufen. Es wäre so nicht »gegangen«. Und so ist es ihr mit zu verdanken, dass ich viele Jahre als Chefredakteur arbeiten konnte. Heute bin ich Ehrenherausgeber von Publik-Forum. Eine Aufgabe, die mich weiter mit »meinem« Blatt in Verbindung hält.