Klaus von Stosch
Für meinen Vater waren die Grünen Babymörder und die alternative Bewegung ein Frontalangriff auf alle christlichen Werte. Da war es für mich als Jugendlicher, der sich Ende der 1980er Jahre intensiv mit ökologischen Themen wie Klimawandel, Ozonloch und Waldsterben beschäftigte, ganz schön schwierig, meine politischen Einsichten mit der christlichen Prägung meines Elternhauses zusammenzubringen. Publik-Forum war für mich in diesem Kontext eine Befreiung, weil es mir zeigte, dass es auch innerhalb der Kirchen Menschen gab, die aus christlicher Motivation heraus ökologische, friedens- und entwicklungspolitische Themen angingen und in der Kirche für emanzipatorische und partizipative Anliegen eintraten. Diese Befreiung stärkte mich auf meinem politischen und spirituellen Weg. Auch wenn viele Anliegen von Publik-Forum inzwischen im Mainstream von Kirche und Gesellschaft angekommen sind, ist das Blatt für mich immer noch eine wichtige Gegenöffentlichkeit, die gerade in ihrer korrigierenden Funktion die Weite des Katholischen zeigt und dem Christentum im deutschen Sprachraum guttut. Ich lese die Zeitung nun schon seit mehreren Jahrzehnten und entdecke immer wieder Facetten, die mich bereichern und mir Denkanstöße bieten. Gerade weil die Qualität der Berichterstattung zu religionsbezogenen Themen in den letzten Jahren gestiegen ist und die Zeitschrift auch sonst immer mehr an Format gewinnt, freue ich mich sie nun auch als Herausgeber unterstützen zu dürfen.
Noch ein paar Daten zu meiner Person: Geboren 1971 in Köln, verheiratet und sechs Kinder, Schlegel-Professor für Systematische Theologie unter besonderer Berücksichtigung gesellschaftlicher Herausforderungen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, ebenda auch Vorsitzender des International Center for Comparative Theology and Social Issues; zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Komparative Theologie, Theologie der Religionen, islamisch-christlicher Dialog und christliche Dogmatik.