Constantin Wißmann
Meinen ersten Impuls in Richtung Journalismus bekam ich schon in der Kindheit – und er war rein egoistisch. Als kleiner Junge schaute ich mir gern fast alles an, was mit Sport zu tun hatte, und las dann darüber, den Sportteil der FAZ vor mir ausgebreitet auf dem Wohnzimmerboden. Bei Olympia oder Wimbledon live dabei sein können und auch noch dafür bezahlt zu werden – ich konnte mir nichts schöneres vorstellen. Abitur und mein Geschichtsstudium absolvierte ich dann in England und machte Praktika bei verschiedenen Sportredaktionen. Eher zufällig wurde ich Redakteur eines Anzeigenblatts in meiner Geburtsstadt Hamburg. Die Arbeit bei einem »Käseblatt« war nicht besonders glamourös, aber extrem lehrreich. Als Lokalredakteur berichtete ich über alle möglichen Themen, vom verkaufsoffenen Sonntag bis zu komplizierten Bauverfahren. Und ich merkte, wie vielseitig dieser Beruf sein kann und auch, dass er in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Was in der Zeitung steht ist wichtig, meistens jedenfalls. Das gefiel mir. In der intensiven Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule wurde mein Bewusstsein dafür noch einmal geschärft.
Danach arbeitete ich als freier Reporter über unzählige Themen für viele verschiedene Medien, mein Beruf brachte mich in die Welt, auch an exotische Orte wie Afghanistan und Südamerika. Schließlich wurde ich angestellter Redakteur, zunächst beim Cicero-Magazin und jetzt bei Publik-Forum. Und auch hier schätze ich besonders die Vielfalt. Es gibt viele Sonntagsreden über die Relevanz von Journalismus, über seine Funktion in der Demokratie, und das ist alles wichtig. Aber ich muss zugeben: Noch immer geht der erste Impuls meist von mir selbst aus. Ich interessiere mich für ein Thema oder ich verstehe eine Sachlage nicht. Dann habe ich das unfassbare Privileg, Menschen, die sich damit auskennen, dazu zu befragen, so lange und so ausführlich, bis ich es verstehe. Danach gebe ich mein Verständnis so gut ich kann an Sie, werte Leserinnen und Leser, weiter. So versuche ich, jeden Tag die Welt ein bisschen besser zu verstehen und hoffentlich ein bisschen verständlicher zu machen.
KURZBIOGRAFIE: Aufgewachsen in Hamburg, Abitur und Geschichtsstudium in England, Redakteur beim Pinneberger Tageblatt, Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule, Hospitanzen u.a. bei Hamburger Abendblatt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, NDR-Fernsehen, NDR-Hörfunk. Freier Reporter u.a. für Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung, Spiegel Online, Zeit-Online. Redakteur beim Cicero-Magazin (Leitung Online-Redaktion), seit 2021 Redakteur Politik & Gesellschaft bei Publik-Forum. Autor des Buches Bedingt Einsatzbereit - wie die Bundeswehr zur Schrottarmee wurde (Riva-Verlag, 2019).