Filmtipp
Mehr Licht, bitte!
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Kino. »Mehr Licht!« sollen Goethes letzte Worte gelautet haben. Ist diese Äußerung wohl apokryph, so ist das Licht, die Grundbedingung unseres Lebens, doch ein unendlich faszinierendes Phänomen. Denn es ist für unser Auge so lange unsichtbar, bis es auf Materie trifft und »Licht wird«. Thomas Riedelsheimer geht in seinem Dokumentarfilm, der eher ein Filmessay ist, auf Spurensuche – schon aus beruflichem Interesse, denn ohne Licht gäbe es keine filmischen Lichtspiele. Die Kamera, die das Licht einfängt und auf eine Fläche projiziert, funktioniert wie das menschliche Auge. Wie bei einer Lochblende formt es ein Bild in unserem Gehirn. Bei dem Versuch, Licht sinnlich erfahrbar zu machen, kommen Quantenphysiker der Universität Glasgow zu Wort, ebenso wie vom Max-Planck-Institut in Erlangen, die sich mit der Physik des Lichts beschäftigen. Dort wird mit Hightechgeräten, aber auch mit einem Lasertischfußball, der rätselhafte Dualismus des Teilchen- und Wellencharakters von Licht erforscht. Der Zuschauer wird jedoch nicht über Gebühr mit Quantenphysik und mit in Lichtgeschwindigkeit umherschwirrenden Photonen gequält. An den Grenzen menschlicher Vorstellungskraft kommt die Poesie zu Hilfe, etwa mit den Landart-Skulpturen der Künstlerin Julie Brook, die auf den Hebriden zwischen Meer, Wolken und Steinen mit Licht »malt«. Das Künstlerduo Johannes Brunner und Raimund Ritz lässt in der gleißend weißen Halle des Erlanger Instituts das Modell eines schwarzen Lochs schweben. Das hochästhetische Crossover aus Wissenschaft, Philosophie und künstlerischen Metaphern hat eine meditative Wirkung und öffnet einem buchstäblich die Augen für, wie einst Albert Einstein sagte, »das Schönste, was wir erleben können – das Geheimnisvolle«.