»Ich bekenne mein lebendiges Vertrauen«
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Glauben heißt Vertrauen haben, einem Ruf folgen, einem Versprechen Glauben schenken. Nicht das Für-wahr-Halten kaum begreiflicher, wundersamer Tatsachen aus einer fernen, von überholten Weltbildern behafteten Vergangenheit. Glauben wächst aus lebendiger Vergegenwärtigung vergangener Erfahrung, verbunden mit eigenen Erfahrungen, bis der »garstige Graben der Geschichte« (Lessing) überwunden ist. Dazu bedarf es nicht zuletzt des kritischen Urteils, das das Zeitbedingt-Relative vom Bleibend-Wichtigen und Bleibend-Gültigen unterscheidet. Kriterium ist das, was zu Christus passt. Dass Glauben Gottvertrauen ist, findet einen sprachlich so schönen wie religiös tiefgehenden Ausdruck in Psalm 23, im Vaterunser-Gebet oder in einem Gospel mit Mahalia Jackson – unvergleichlich existenzieller, verstehbarer und anrührender, als das im traditionellen Credo (dem Apostolikum) zur Sprache kommen kann. Ich halte die weitere liturgische Wiederholung dieses ehrwürdigen dogmengeschichtlichen Textes für eine unnötige und höchst fragwürdige Barriere, insbesondere für Menschen, die heute nach dem Gottesglauben fragen und im Gottesdienst diese Antwort erhalten. Ich weiß wohl, wie gemeinschaftsstiftend solch gemeinsames Sprechen ist und wie verwirrt viele reagieren würden, wenn es wegfiele oder ersetzt würde. Aber wie viele andere würden sich geradezu befreit fühlen? – Glaube ist eine Relation, eine gelingende innerste Beziehung mit erlebbarer Wirkung – der Liebe vergleichbar. So sollte es fortan statt »Ich glaube an …« oder »Ich glaube, dass …« heißen: »Ich glaube ihm …«