Kino: »Heldin«
Pflegealltag als Actionthriller

Kino. Frohgemut tritt Floria (Leonie Benesch) ihre Spätschicht in der Chirurgie eines Züricher Hospitals an. Dass eine Kollegin ausgefallen ist, macht sich im routinierten Arbeitsablauf der Pflegefachkraft anfangs nicht bemerkbar. Im Verlauf der Nacht aber stürzt die kompetente Frau von einer Notlage zur nächsten und kommt an ihre Grenzen.
In diesem Film wird mit dokumentarischer Detailgenauigkeit und Handkamera hautnah aufgezeigt, wie sich der viel bekundete Pflegekräftemangel im Krankenhausalltag auswirkt. Auf 90 Minuten komprimiert, entwickelt sich die Beobachtung des Hindernisparcours, den die junge Frau in dieser Nacht meistern muss, zu einem eindringlichen Actionthriller, der den Zuschauer bei Florias Runden von einem Zimmer zum nächsten mitfiebern lässt.
Zwei Pflegekräfte und eine Schwesternschülerin für 26 Betten. Und hinter jeder Tür verbergen sich menschliche Schicksale: die demente alte Dame, der ungeduldige Privatpatient, der todgeweihte alte Mann, die krebskranke Mutter – sie alle erfordern neben handfester Pflege Geduld und Empathie. Doch die leidenden Patienten und ihre Angehörigen werden von Schutzbefohlenen zu Nummern. Floria muss sie ständig vertrösten, während sie auf das Medikament, die dringend notwendige Infusion, den Arzt warten. Der Tod, ein ständiger Begleiter, wartet nicht.
»Heldin« ist ein großes Dankeschön an das überwiegend weibliche Pflegepersonal, dessen Aufopferung viel zu oft als selbstverständlich angesehen wird. Und er ist eine Aufforderung, Careberufe mehr zu würdigen. Diese Heldinnen müssten gefeiert und »viel besser bezahlt werden«, sagt die Regisseurin über ihren auf der Berlinale viel beachteten Film. Allein schon weil wir alle jederzeit im Krankenhaus landen könnten, sollten diesen Film so viele Menschen wie möglich sehen.
? Heldin (Schweiz/D 2025).
Film von Petra Volpe, 92 Min. Ab 6 J.
