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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2025
Der Inhalt:

Leben & Kultur

Buchtipp: »Das Vogel-Tattoo«
Vom Völkermord an den Jesiden erzählen

Dunya Mikhail setzt in ihrem Roman der jesidischen Kultur ein Denkmal. Ein hoffnungsvolles Buch, trotz allem.
von Barbara Tambour vom 04.03.2025
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Roman. Die Jesidin Helen sucht ihren Mann Elias. Die bewaffneten Kämpfer des IS haben die Macht in Mossul übernommen und er ist von seiner Arbeit in der Zeitungsredaktion nicht mehr nach Hause gekommen. Seit zwei Wochen nicht. Helen lässt ihre neugeborene Tochter bei der Nachbarin, um Elias zu suchen. Dabei gerät auch sie in die Gewalt des IS, wird an Kämpfer »verkauft«: »Helen ließ sich Zeit im Bad, denn sie wusste, dass nun erst das Gebet und dann die Vergewaltigung folgten. So war es bei ihnen üblich.« In ihrem Roman »Das Vogel-Tattoo« erzählt die aus dem Irak stammende Autorin Dunya Mikhail vom Völkermord an Jesidinnen und Jesiden auf dem Territorium des Irak durch den IS im Jahr 2014. Wenn sie in einer Rückblende vom idyllisch anmutenden Leben im entlegenen Bergdorf erzählt, in dem Helen aufwächst, von Verständigung mit den Nachbarn über laute Pfiffe, der Arbeit im Feigenhain oder vom Geschichtenerzählen und Singen der Dorfgemeinschaft, setzt sie der jesidischen Kultur im Nordwesten des Irak auch ein Denkmal. Denn das alles endet mit dem Vormarsch des IS, der alle Nicht-Muslime, die sich weigern zu konvertieren, ermordet. Dunya Mikhail ist chaldäische Christin und hat den Irak bereits Jahre zuvor verlassen, weil sie als Journalistin nicht mehr frei arbeiten konnte. Sie lebt in den USA. Wie auffallend nüchtern sie über die Schrecken der IS-Herrschaft schreibt, erinnert ein wenig an den »Roman eines Schicksallosen« des Holocaust-Überlebenden Imre Kertész. Vielleicht ist der fast kindlich-staunende Blick auf das Grauen der einzig mögliche angesichts dessen, was Menschen einander antun.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 05/2025 vom 07.03.2025, Seite 55
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