Beten mit Kriegstreiber Kyrill?
Kann eine Kirche Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sein, wenn sie einen Angriffskrieg rechtfertigt, Waffen segnet, ein imperialistisches, menschenrechts- und demokratiefeindliches Weltbild pflegt? Im Juni wird der Zentralausschuss des Weltkirchenrates über den Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche beraten, immerhin der größten Einzelkirche des Dachverbandes von 352 orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Gemeinschaften. Er könne der Entscheidung nicht vorgreifen, sagte Interims-Generalsekretär Ioan Sauca. »Aber ich glaube, dass es eines der heißesten Themen sein wird«, so der rumänisch-orthodoxe Theologe.
Die Erklärungen des Moskauer Patriarchen Kyrill I. nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hätten »einen wahren Schock in der ökumenischen Welt« verursacht; man sei »hoffnungslos, wütend, frustriert, enttäuscht«, so der ÖRK-Generalsekretär. Einige Kirchen drängten nun auf einen Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche. Diese Entscheidung könne aber »erst nach einer ernsthaften Anhörung, Besuchen und Dialogen mit den betroffenen Kirchen« getroffen werden. Der ÖRK müsse auch eine Plattform für Begegnung, Dialog und Zuhören sein, sagte Sauca.
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Vor dem orthodoxen Osterfest hat Ion Sauca an den Moskauer Patriarchen Kyrill I. appelliert, sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine während der Feiertage einzusetzen. Er wisse, dass es nicht in dessen Macht liege, den Krieg zu beenden, schrieb der ÖRK-Generalsekretär, »aber die Gläubigen warten auf tröstende Worte Eurer Heiligkeit«. Bereits am 2. März hatte Sauca den Patriarchen aufgefordert, in dem Krieg zu vermitteln. In seiner Antwort hatte Kyrill den Westen und die Nato für den Krieg in der Ukraine verantwortlich gemacht. Der »tragische Konflikt« sei Teil einer »großangelegten geopolitischen Strategie« zur Schwächung Russlands.
Für einen Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche aus dem ÖRK hat sich unter anderem Rowan Williams ausgesprochen, der ehemalige anglikanische Erzbischof von Canterbury. Andere Kirchenvertreter warnen vor diesem Schritt, zum Beispiel Daniel Buda, rumänisch-orthodoxer Kirchengeschichtler an der Universität Sibiu. Der langjährige Leiter der Ökumeneabteilung beim Weltkirchenrat in Genf sagte bei einer Veranstaltung der Schweizer Altkatholiken in Bern, die Russisch-Orthodoxe Kirche verfüge über hervorragende Theologen und ein reiches geistliches Erbe. Auch die Serbisch-Orthodoxe Kirche sei während der Balkankriege nicht aus dem Weltkirchenrat ausgeschlossen worden, obwohl sie die serbische Aggression rechtfertigte. Heute spiele sie eine konstruktive Rolle in der Gemeinschaft der Kirchen. Buda äußerte Verständnis für Patriarch Kyrill; der könne nicht frei sprechen. Skeptisch zeigte er sich über die geforderte Aufnahme der Orthodoxen Kirche der Ukraine in den ÖRK. Die Russisch-Orthodoxe Kirche würde dem nicht zustimmen.