Gespräch mit Harald Welzer und Andreas Holzem
»Wir sind mitten in einer Zeitenwende«
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Publik-Forum: Herr Holzem, was muss passieren, damit ein Historiker von einer Zeitenwende spricht?
Andreas Holzem: Zeitenwenden treten dann ein, wenn Menschen den starken Eindruck gewinnen, dass ihnen eben eine solche widerfährt. Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und nun die Bedrohung der internationalen Friedensordnung – das sind dramatische Enttäuschungserfahrungen, die unserem Wunschbild von der Zukunft zuwiderlaufen. Das verstört. Und viele teilen die Sorge, sie könnten sich auf die bisherigen Ordnungen nicht mehr verlassen.
Herr Welzer, Sie haben mit Michel Friedman ein Buch über Zeitenwende (Kiepenheuer&Witsch 2020) verfasst. Haben Sie dabei an das gedacht, was Olaf Scholz damit gesagt hat?
Georg Lechner 16.05.2022, 12:27 Uhr:
Ich denke, man kann das Endlichkeitsmoment durchaus emotional mitnehmend anbringen. Als Reaktion auf einen Gastkommentar eines bekennenden Neoliberalen in der Wiener Zeitung habe ich es etwa so formuliert: "Sagen Sie mir, welche Wachstumsrate Sie für wünschenswert halten und ich sage Ihnen dann, in wieviel Jahren Sie doppelt so viel essen, trinken und kotzen sowie doppelt so schnell schlafen müssen wie jetzt." Darauf aufbauend habe ich die Faustformel 70 geteilt durch die Prozentzahl gibt näherungsweise die Zahl der Jahre (hinreichend brauchbar im Bereich von 1 bis 10 %) nachgereicht, mit der ich operiere, wenn jemand tatsächlich darauf einsteigt.