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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 18/2022
Der Inhalt:

Pro und Contra
Sollte die Maskenpflicht in Bus und Bahn aufrechterhalten werden?

In Fernzügen muss weiter Maske getragen werden, ob das auch im Nahverkehr gilt, sollen die Länder entscheiden. Ist die Maske im ÖPNV mittlerweile verzichtbar oder weiterhin sinnvoll? Stimmen Sie hier ab!
vom 20.09.2022
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Maske auf oder nicht? (Foto: pa/Frank Hoermann)
Maske auf oder nicht? (Foto: pa/Frank Hoermann)

Christina Berndt:

Ja, es rettet Leben!

Weg mit dem Ding, sagen sie jetzt. Wenn die Regierung die Pflicht zum Maskentragen in Flugzeugen aufgibt, dann müssten auch Busse und Bahnen freien Bürgern wieder freie Fahrt gewähren, ohne dass eine Maske den Lippenstift verschmiert oder gar Wutausbrüche dämpft. Die Kluft zwischen Flugzeugen und Bahnen ist unlogisch, keine Frage. Aber nur, weil eine Entscheidung falsch ist, müssen nicht weitere falsche folgen. Die Pflicht zum Maskentragen in öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Mindeste, was die Regierung für den Infektionsschutz tun sollte.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 18/2022 vom 23.09.2022, Seite 8
Uneins
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Der Osten Deutschlands lebt, denkt und fühlt noch immer anders als der Westen

Ja, die Impfungen wirken, und die allermeisten Infizierten werden nicht mehr schwer krank. Und dennoch kann man es nicht einfach jedem selbst überlassen, welches Risiko er nun noch in Kauf nehmen will. Das wäre zu kurz gedacht. Es geht nicht mehr nur darum, jene besonders gefährdeten Menschen solidarisch zu schützen, die um das Benutzen von Bus und Bahn nicht herumkommen, nicht mehr nur darum, ein Anwachsen der Long-Covid-Welle zu verhindern. Es geht in der Pandemie mittlerweile um mehr als um den Schutz des Einzelnen vor einem tragischen Verlauf.

Auch wenn das Virus nur noch selten tötet, macht es weiterhin krank – die aktuelle Variante BA.5 sogar stärker als ihre Vorgänger. Infizierte fallen Tage und Wochen aus, selbst wenn sie jung, gesund und geimpft sind. Wenn zu viele Infektionen zusammenfallen, funktionieren Gesundheitssystem und Polizei, Energie- und Wirtschaftsbetriebe und auch die Lebensmittelversorgung nicht mehr. Das wäre eine massive Bedrohung. Es wäre töricht, eine so einfache und wirksame Maßnahme wie das Maskentragen zu Beginn eines Herbstes aufzugeben, der viele Infektionen bringen wird. Man muss es so pathetisch sagen: Die Maske, dieses Stückchen Filterpapier, es kann die Gesellschaft vor dem Zusammenbruch bewahren.

Harald Martenstein:

Nein, das ist sinnlos!

Wenn wir in Flugzeugen keine Masken mehr tragen müssen, nicht mehr im Restaurant, nicht auf der vollen Zuschauertribüne in der Sporthalle, nicht im Klub, in der Sauna oder auf öffentlichen Partys, welchen speziellen medizinischen Sinn hätte dann die Maskenpflicht in der U-Bahn? Das wüsste ich gerne genau. Aber dazu gibt es keine klaren Erkenntnisse. Sinnlose Gebote sind, was ihren Sinn betrifft, sinnlos. Fest steht, dass wir fast alle inzwischen Antikörper gegen das Corona-Virus besitzen. Die Omikron-Variante bedroht – Stand von heute – fast niemanden mehr ernsthaft, die geringe Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen belegt das.

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Die Pandemie ist im Wesentlichen vorbei, so sehen es jedenfalls fast alle Länder um uns herum. Sind wir halt einfach klüger als die anderen? Kann ja sein. Aber auch für diese originelle These würde ich gerne Belege sehen.

Dies alles ist eine Momentaufnahme. Es gilt natürlich nur, solange keine neue, deutlich gefährlichere Variante des Virus’ auftaucht. Und es gilt auch nicht für die besonders Gefährdeten, zum Beispiel die Hochbetagten. Jemandem, der zu einer Risikogruppe gehört und sich auch mit Omikron auf keinen Fall infizieren sollte, würde ich allerdings auch dann von der Fahrt in einem überfüllten Bus abraten, wenn dort alle Maske tragen. Die Maske hat nie einen perfekten Schutz geboten, nur einen relativen.

Jedem und jeder steht frei, weiterhin Maske zu tragen, wo auch immer und aus welchem Grund auch immer. Niemand sollte sich deswegen Kritik oder dumme Sprüche anhören müssen. Das gilt auch umgekehrt. Wer seine Mitmenschen gegen deren Willen zu einem bestimmten Verhalten zwingen möchte, muss zur Begründung einen triftigen Grund vorweisen. Ein vages Unsicherheitsgefühl sollte dazu nicht ausreichen.

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Personalaudioinformationstext:   Christina Berndt ist promovierte Immunologin und Redakteurin der Süddeutschen Zeitung in München.

Harald Martenstein ist Journalist. Seine Kolumnen erscheinen in der Zeit und Welt am Sonntag.
Die Umfrage ist vorbei: so haben unsere Leser abgestimmt!

Sollte die Maskenpflicht in Bus und Bahn aufrechterhalten werden?

In Fernzügen muss weiter Maske getragen werden, ob das auch im Nahverkehr gilt, sollen die Länder entscheiden. Ist die Maske im ÖPNV mittlerweile verzichtbar oder weiterhin sinnvoll? Stimmen Sie hier ab!
35 x Ja, es rettet Leben
63 x Nein, das ist sinnlos
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Georg Lechner 28.10.2022, 18:36 Uhr:
Die Impfung schützt vor einem möglicherweise schweren Verlauf mit einiger Wahrscheinlichkeit, aber die (richtig getragene) Maske schützt mit hoher Wahrscheinlichkeit vor der Infektion an sich.
Denn die Weitergabe der (wegen des fehlenden eigenen Stoffwechsels bewegungsunfähigen) Viren erfolgt durch Aerosole, die durch Scherwirkung bewegter Luft aus der Oberfläche der Luftwege losgerissen werden (besonders viele bei starker Luftbewegung wie Husten, Niesen, Singen, Schreien). Diese feinen, feuchten Tröpfchen schweben in der Atemluft und verfließen bei Kontakt mit dem Filtermaterial, weil es im Unterschied zur Luft viele Andockstellen bietet. Mit diesen Stellen verfilzen die Haftproteine des Virus ähnlich wie mit den Rezeptoren der Schleimhautzellen der Atemwege.
Masken sind daher ein primärer Schutz gegen (alle!) Atemwegsviren, Impfungen nur ein sekundärer.

Thomas Polewsky 21.10.2022:
Soll jeder, der möchte, eine Maske tragen; sie sind ja angeblich völlig dicht. Aber eine Maskenpflicht ohne Not ist der neue Gesslerhut und schadet zudem der Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs erheblich – und damit auch dem Klima.

Mechthild Buse 21.10.2022:
Wegen einer Transplantation muss mein Immunsystem teilweise unterdrückt werden. Deshalb können sich bei einer Impfung keine Antikörper bilden und Keime können viel schneller »zuschnappen«. Der Körper wird dann sehr schlecht mit ihnen fertig. Aus gesundheitlichen Gründen kann ich nicht Auto fahren, sodass ich für ein Mindestmaß an sozialer Teilhabe auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen bin. Auch wenn die Masken nie einen hundertprozentigen Schutz geboten haben, wird dennoch ein Großteil der Aerosole nicht in die Umgebungsluft ausgestoßen. Das ist ein großes Stück mehr Sicherheit für mich. Es gibt recht viele Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Reiner Neises 21.10.2022:
Die Maskenpflicht suggeriert, dass neben Besuchen an Orten mit kranken oder pflegebedürftigen Menschen nichts gefährlicher ist als der öffentliche Verkehr. Dass den Menschen dies jetzt schon ein halbes Jahr eingebläut wurde und über den Winter weiter eingebläut werden soll, wird auf viele Jahre hinaus zu einem Bremsfaktor für die dringend erforderliche Verkehrswende werden.

Christel Heil 21.10.2022:
Ich bin weiter fürs Maskentragen. In öffentlichen Verkehrsmitteln einschließlich Flugzeugen sollte mindestens diesen Winter noch Maskenpflicht bestehen. Nirgends kommt man fremden Menschen so nah wie im Bus oder der Unterführung am Bahnhof.

Reiner Neises 03.10.2022, 09:10 Uhr:
Es gibt keinen einzigen Beleg dafür, dass eine Fahrt im Öffentlichen Verkehr gefährlicher ist als ein Einkauf, ein Gottesdienst oder ein Konzert in geschlossenen Räumlichkeiten. Mit der Methodik der Studien aus Erfurt und Mainz, mit denen man 2020 die Einführung der Maskenpflicht im Bussen und Bahnen begründet hat, hätte man auch das genaue Gegenteil beweisen können. Die Schweiz ist 2020 ohne Maskenpflicht durch die erste Infektionswelle gekommen. Danach hat sie sie eingeführt und die Infektionszahlen gingen hoch. Und unsere Nachbarländer haben in den letzten Monaten bewiesen, dass sie ohne Maskenpflicht nicht schlechter durch den Sommer gekommen sind als Deutschland mit seiner Maskenpflicht.

Dorothee Jacobi 03.10.2022, 07:45 Uhr:
Wenn die Maske wirklich Leben retten oder auch nur Infektionen verhindern würde, müssten die Inzidenzen in der Schweiz, wo keine Masken getragen werden, höher sein als hier. Sind sie aber nicht. Ich fahre als Pendlerin fast täglich im eng besetzten Schweizer ÖV, wie die meisten anderen ohne Maske, und habe mir seit über einem Jahr, seit meiner Genesung im August 2021, keine Infektion zugezogen. Ich vermute ausserdem, dass Entängstigung und ein rationaler Umgang mit der Krankheit auch zur Verbesserung unserer Immunität beitragen können.
Dorothee Jacobi

Reiner Neises 30.09.2022, 10:15 Uhr:
Richtig ärgerlich ist es, wenn Frau Berndt die Maske als „ein Stückchen Filterpapier“ darstellt, das allenfalls „den Lippenstift verschmiert“. War Bahnfahren vor Corona ein Genuss, ist es durch die Maskenpflicht zu einer Tortur geworden. Es ist keine marginale Einschränkung, wenn ich die Brille nicht nutzen kann, wenn ich dringend darauf angewiesen bin. Ebenso wenig wie Atembeschwerden, wunde Ohren, Alpträume und Panikattacken durch die Maskenpflicht. Genauso realitätsfremd ist der immer wieder zu hörende Verweis auf eine mögliche Befreiung von der Maskenpflicht. Denn (1.) sind die Hürden für eine Befreiung extrem hoch, (2.) beißt die Katze sich da in den Schwanz, da man dafür erst einmal wieder mit Masken ewig bei Ärzten rumsitzen müsste, (3.) sind auch die von der Maskenpflicht Befreiten in unserer Gesellschaft einem ständigen Spießrutenlauf ausgesetzt.

Reiner Neises 30.09.2022, 10:07 Uhr:
Die Aufrechterhaltung der Maskenpflicht im Öffentlichen Verkehr ist auch ein ökologisch fatales Signal für die Verkehrswende. Sie führt dazu, dass man als Brillenträger die Zeit im ÖV nicht mehr sinnvoll nutzen kann. Während Fahrten mit Bus und Bahn vorher erholsam waren, ist jede Minute mit Maske – egal wo – absoluter Stress. Und vor allem suggeriert sie, dass neben Besuchen an Orten mit kranken und/oder pflegebedürftigen Menschen nichts gefährlicher ist als der Öffentliche Verkehr. Dass den Menschen dies jetzt schon ein halbes Jahr so eingebleut wurde und über den Winter weiter eingebleut werden soll, wird auf viele Jahre hinaus zu einem Bremsfaktor für die dringendst erforderliche Verkehrswende werden.

Monika Ederer-Mosing 26.09.2022, 13:59 Uhr:
FFP2-Masken sind ein sehr guter Schutz gegen Viren, besonders wenn man sie eng anliegend trägt, mit entsprechend gebogenem Nasenbügel. Das richtige Tragen kann man googeln. Von der Max-Planck-Gesellschaft gibt es einen online-Artikel "So gut schützen Masken". Ich folge Virologen und Virologinnen auf Twitter, die FFP2-Masken befürworten: Florian Krammer, Ulrich Elling, Emma Hodcroft u.a. sowie dem Aerosolforscher Martin Kriegel. Mit Viren belastete Aerosole können lange in Räumen bleiben! Ich kaufe die FFP2-Masken, die von der Stiftung Warentest empfohlen werden. Mit diesen kann ich sehr gut atmen. Der ebenso wichtige Impfungs-Schutz kann mit der Zeit nachlassen oder von neuen Virenvarianten umgangen werden. Da sind FFP2-Masken im Gedränge oder in schlecht gelüfteten Räumen das Beste, um nicht angesteckt und damit ansteckend zu werden. Ich bin von den FFP2-Masken begeistert und trage sie überall, wo eine Möglichkeit der Ansteckung besteht.

Christel Heil 24.09.2022, 05:41 Uhr:
Das ist mir unverständlich:
"Sie grenzt mich als Menschen mit freiem Gesicht (trotz Vorliegen einer ärztlichen Maskenbefreiung aus medizinischen Gründen) z.B. sozial aus: mir wird der Zugang zu Arztpraxen und die ärztliche Behandlung dort unter Verweis auf "Hausrecht" verweigert." So was darf einfach nicht sein!!!

Trotzdem bin ich weiter fürs Maskentragen. Die neue Virensaison hat noch nicht begonnen und wir wissen noch nicht was jetzt kommt. Oben heißt es, dass die neue Variante stärker wirkt, als die bisherigen. Wir haben Erleichterungen gegenüber letztem Jahr und die sollten wir nicht aufs Spiel setzen. In öffentlichen Verkehrsmitteln einschließlich Flugzeugen sollte mindestens diesen Winter noch Maskenpflicht bestehen. Nirgends kommt man fremden Menschen so nah wie z. B. im Bus oder in der Unterführung am Bahnhof.




Christopher Engelhardt 21.09.2022, 16:45 Uhr:
Der Maskenzwang ist ein gravierender Eingriff in meine physische und psychische Unversehrheit. Sie grenzt mich als Menschen mit freiem Gesicht (trotz Vorliegen einer ärztlichen Maskenbefreiung aus medizinischen Gründen) z.B. sozial aus: mir wird der Zugang zu Arztpraxen und die ärztliche Behandlung dort unter Verweis auf "Hausrecht" verweigert. Das macht mich erst recht krank. Solche Zwangsmaßnahmen sind nach unserem Rechtssystem nur bei Vorliegen einer unmittelbaren, konkreten, nicht anders abwendbaren schweren Gesundheits- oder Lebensgefahr möglich, und auch dann nur nach enrsthafter Einzelfallprüfung, gerichtlicher Anhörung und für den kürzest möglichen Zeitraum. Zwangsmaßnahmen auf Vorrat oder auf bloßen Verdacht sind schlicht rechtswidrig. Wer meint, er müsse sich nach dem Ende der Pandemie (die in den meisten Ländern inzwischen beendet erklärt wurde, außer bei uns) noch durch eine Maske "schützen", der irrt sich zwar, das ist aber kein Grund Maske zu verbieten.

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