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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 21/2024
Der Inhalt:
Religion & Kirchen
Leben & Kultur

Ausstellungstipp
Mit dem Körper Gott begegnen

Die Ausstellung »Körper. Kult. Religion« in Münster erforscht die Verbindung von Körper und Geist.
von Mathea Willmann vom 13.11.2024
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In göttlicher Trance: Eine »filha de santo«, eine Tochter des Heiligen, fotografiert von Pierre Verger. (Foto: Fundação Pierre Verger, Salvador da Bahia)
In göttlicher Trance: Eine »filha de santo«, eine Tochter des Heiligen, fotografiert von Pierre Verger. (Foto: Fundação Pierre Verger, Salvador da Bahia)

Ausstellung. Sie trägt ein prunkvolles Kleid, hat die Augen geschlossen und den Kopf nach oben gerichtet: Die »filha de santo« (Tochter des Heiligen) wirkt auf der Fotografie von Pierre Verger erhaben. In der afro-brasilianischen Religion Candomblé herrscht die Vorstellung, dass jeder Mensch von Geburt an in Verbindung zu den »Orixás«, den Gottheiten, steht. Ein Teil dieser Gottheiten befindet sich dauerhaft in den Menschen und kann durch bestimmte Rituale aktiviert werden. Dabei überlassen die »Töchter und Söhne des Heiligen« ihre Körper ganz den Gottheiten und fallen in eine Trance.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 21/2024 vom 08.11.2024, Seite 54
»Ohne Zweck, aber voller Sinn«
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Die Schriftstellerin Nora Bossong über Glaube und Literatur

Um die Verbindung von Körper und Geist und das Verhältnis von Mensch und Gott drehen sich religiöse Vorstellungen seit je her. Gläubige nutzen vielfach Gegenstände und Rituale und veranschaulichen damit das Unsichtbare in etwas Sichtbarem. So versuchen sie, den Graben zum Transzendenten zu überwinden.

Die Ausstellung »Körper. Kult. Religion« im Archäologischen Museum und Bibelmuseum Münster wurde vom Exzellenzcluster »Religion und Politik« der Uni Münster interdisziplinär konzipiert. Sie setzt sich damit auseinander, welche Rolle dem menschlichen Körper in den verschiedenen Religionen zukommt. »Religiöse Vorstellungen von Menschen, Göttern und jenseitigen Welten spiegeln sich im Umgang mit dem menschlichen Körper quer durch die Epochen und Kulturen« wider, erklärt die Ägyptologin Angelika Lohwasser, die die Ausstellung mitkuratiert hat. Im Ersten Testament der Bibel werden Körper und Seele beispielsweise als Einheit gesehen, es kennt keine körperlose menschliche Existenz; in anderen Kulturen hingegen sind etwa Seelenwanderungen selbstverständlich.

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In sieben Themenfeldern veranschaulichen knapp 200 Exponate, inwiefern der menschliche Körper Gegenstand und Ausdruck religiöser Vorstellungen sein kann. Das Archäologische Museum zeigt, wie das Göttliche körperlich dargestellt wird und geht der Frage nach, ob Gott überhaupt abgebildet werden darf. Auch präsentiert die Ausstellung rituelle Hilfsmittel für die Heilung von Kranken. Eine mit Nägeln gespickte Holzfigur, ein sogenannter Nagelfetisch aus dem Kongo soll übernatürliche Kräfte aktivieren und deren Wirken in der physischen Welt heraufbeschwören. Verschiedene Deutungen von Geschlecht in den Weltreligionen werden ebenfalls thematisiert. Das Bibelmuseum stellt Initiations- und Reinigungsrituale vor, die den Körper in das religiöse Empfinden miteinbeziehen. So sind Rituale mit Wasser in fast allen Religionen zentral.

Und dann geht es auch um »Entkörperlichung«: Wie kann der Mensch mit religiösen Praktiken seinen Körper zurücklassen und in ein rein geistliches Bewusstsein kommen? Wenn Menschen sterben, wird die Seele oft als entkörperlicht vorgestellt. Doch der altägyptische Ba-Vogel mit Menschenkopf zeigt, wie Kunst die körperlose Seele wiederum körperhaft darstellt. Ganz ohne leibhafte Analogien kommen wir eben doch nicht aus.

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