foodwatch" />
Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 6/2013
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Wenn Konzerne das Kaufen lehren

Kann man gemeinsam mit McDonald’s und Edeka für gesunde Ernährung kämpfen? Und das auch noch in der Schule? Ministerin Ilse Aigner ist da zuversichtlich. Andere weniger. Fragen an Anne Markwardt von foodwatch
von Eva-Maria Lerch vom 24.03.2013
Artikel vorlesen lassen
Anne Markwardt von foodwatch glaubt nicht, dass Ilse Aigners Konzept für den Ernährungs-Unterricht in den Schulen Sinn hat. (Foto: Foodwatch)
Anne Markwardt von foodwatch glaubt nicht, dass Ilse Aigners Konzept für den Ernährungs-Unterricht in den Schulen Sinn hat. (Foto: Foodwatch)

? Frau Markwardt, an den Schulen soll ein Fach »Verbraucherbildung« eingeführt werden, um Kinder zu bewusstem Konsum zu erziehen. Brauchen wir Unterricht im Kaufen?

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 06/2013 vom 22.03.2013, Seite 9
Unser Papst?
Unser Papst?

! Es ist sicher nicht falsch, mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen, was sie essen und einkaufen. Aber sie haben ohnehin einen vollen Stundenplan. Und eigentlich ist es auch nicht einzusehen, warum sie eigens die Schulbank drücken müssen, um hinter die Tricks und Irreführungen der Lebensmittelindustrie zu kommen.

? Ein »Bündnis für Verbraucherbildung« macht sich für das Unterrichtsfach stark. Es besteht aus Verbraucherzentralen, Banken und Konzernen und wird von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner mit Steuermitteln unterstützt. Sind Sie, die »Essensretter« von foodwatch, ebenfalls beteiligt?

! Nein. Wir halten es für grundfalsch, dass der Staat bei der Ernährungsbildung gemeinsame Sache mit Konzernen macht, die größte Profite mit Softdrinks und gezuckerten Frühstücksflocken machen.

? Stattdessen arbeitet die Burger-Kette McDonald’s im Bündnis mit. Ebenso wie Edeka, Metro, Rewe und Tchibo.

! Der Fuchs kriegt den Auftrag, die Hühner zu hüten. All diese Unternehmen sind doch mitverantwortlich, dass so viele Kinder fehlernährt und übergewichtig sind! Die Lebensmittelindustrie hat eine Kennzeichnung ihrer Produkte mit Ampeln für den Fett- und Zuckergehalt blockiert. Die Ampel wäre eine klare Information, gerade für Kinder gewesen. Edeka baut die Süßigkeiten direkt an der Kasse auf, damit die Kleinen danach greifen. McDonald’s lockt mit Spielzeugen zu Burgern und Cola. Wenn man ausgerechnet diese Firmen einlädt, Verbraucherbildung zu machen, ist das wie ein Freibrief, mit dem sie sich als verantwortungsvolle Firmen inszenieren können.

Anzeige

Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

? Umsatzstarke Unternehmen wie McDonald’s hätten besonderen politischen Einfluss, argumentiert das Bündnis. Dadurch könnten sie die Kultusminister bewegen, das neue Unterrichtsfach einzuführen.

! Das ist eines der aberwitzigsten Märchen, das mir bisher untergekommen ist. Die Lebensmittelindustrie ist Teil des Problems und nicht der Lösung.

? Aber hat so ein Bündnis nicht auch Einfluss auf die Firmen? Vielleicht ändert McDonald’s ja seine Speisekarte und bietet gesunde, vitaminreiche Kost für junge Leute an?

! Schön wär’s. Erfahrungen, die in den USA mit solchen Public-private-Partnerships gemacht wurden, beweisen das Gegenteil. Wissenschaftliche Analysen ergaben, dass Versuche, gemeinsam mit der Industrie gegen Fettleibigkeit oder Herzerkrankungen vorzugehen, gescheitert sind. Und McDonald’s verkauft nach wie vor Cola und Pommes mit Spielzeugbeigaben.

? Aber wie sollen Kinder sonst lernen, gesund zu essen und einzukaufen?

! Zuallererst indem man dafür sorgt, dass ihnen nicht an jeder Ecke Ungesundes aufgedrängt wird. Zudem gibt es auch sehr gute Lehrkonzepte und Ernährungsführerscheine von den Verbraucherzentralen und der Stiftung Warentest. Da wird gekocht, geschmeckt und gemeinsam gegessen. Weil gesundes Essen ja auch richtig gut schmeckt.

4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper
Personalaudioinformationstext:   Anne Markwardt, geboren 1981, ist Expertin für Kinderlebensmittel bei der Verbraucherorganisation foodwatch. Sie lebt in Berlin.
Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.

Hanna Leinemann 24.03.2013, 11:14 Uhr:
Ilse Aigner, Verbraucherschutzministerin, CSU, hat offensichtlich nichts Besseres zu tun, als gerade wieder diejenigen mit Mitteln aus öffentlichen Geldern (= Steuergelder) zu unterstützen, die schon bisher größte Gewinne damit machten, Denaturiertes zu verkaufen und Käufer und Käuferinnen zu verlocken. - Das Schulfach "Kochen" ist leider von den Unterrichtsplänen verschwunden. Zu diesem Fach gehört jedoch eine echte Unterweisung von Ernährungsfachleuten wie Anne Markwardt; hier wären die Steuergelder bestens investiert; hier könnten die angesprochenen Firmen mit Geldspenden unterstützen, aus den Erfahrungen lernen und ihr eigenes Sortiment im Verkauf radikal ändern. Es gibt Erfahrungen bei Demeter, Bioland, Naturland etc.; die sollten einfließen. - Aber dazu fehlt Ilse Aigner offensichtlich der Mut, denn es müßten alle Massentierhaltungen, Genmanipulationen, Gift- und Medikamenteneinsatz etc. durchleuchtet werden.

Publik-Forum
Publik-Forum
Einen Moment bitte...
0:000:00
1.0