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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 7/2020
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Religion & Kirchen

Die Liebe in Zeiten von Corona

Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem »Erzählprojekt«. Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona
vom 10.04.2020
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Corona ist so blöööd. Wann kann ich dich endlich wieder besuchen?«, fragt die zehnjährige Enkeltochter ihre Oma. Ja! Corona ist doof. Das Virus trennt uns. Es herrscht kollektive Trauer, das gemeinsame Leben fehlt uns allen. Und dennoch hält dieser Ausnahmezustand auch wunderbare Erlebnisse für uns bereit: unerwartete Nähe und zwischenmenschliche Wärme. Fantasie und Kreativität.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 07/2020 vom 10.04.2020, Seite 19
Der Sinnlosigkeit widerstehen
Der Sinnlosigkeit widerstehen
Ostern in der Corona-Krise

Es gibt sie wirklich »Die Liebe in Zeiten von Corona.« Das erfahren wir in diesen Tagen durch unsere Leserinnen und Leser, die sich an unserem Erzählprojekt mit ihren Texten, Gedichten, Gebeten und Bildern beteiligen. Obwohl die Welt so stumm geworden ist, sind die Stimmen der Liebe laut und zärtlich. Bewegend und schön, was Familien und Freunde sich alles einfallen lassen, um ihren Liebsten nahe zu sein, berührend, wie Menschen Trost und Lebensfreude in der Natur bei den Tieren, Pflanzen und Bäumen finden. »Wir dürfen nicht vergessen, was wir jetzt erleben«, mahnt eine Leserin.

Die Liebe in Zeiten von Corona ist universal. Die Gedanken unserer Leserinnen und Leser sind bei den Kranken, Alten und Sterbenden, bei den Flüchtlingen, Obdachlosen und jenen, die jetzt um ihre Existenz bangen. »Ein Erzählprojekt in Zeiten von Corona, was für eine schöne Idee, sie hilft mir, die Krise zu überstehen. Danke, dass wir auf diese Weise gesehen und gehört werden.« So schreiben unsere Leserinnen und Leser. Und wir bedanken uns bei Ihnen, für das Netzwerk, das Sie mit diesem Erzählprojekt gemeinsam knüpfen. Sie alle weben mit Ihren Gedanken und Wörtern an einem gemeinsamen Tuch, stiften mit Ihren Erzählungen Gemeinschaft unter den Menschen.

Wenn wir aufhören zu erzählen, wird die Welt schweigen. Darum bitten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser: Schreiben Sie uns weiter, was Ihnen in diesen Tagen durch Kopf und Herz geht. Es geht um »Die Liebe in Zeiten von Corona.«Ihr Publik-Forum Team

Familienzusammenhalt

Unsere gesamte Familie (zwei Großeltern, vier Kinder mit Partnern und sieben Enkelkinder) fährt einmal in jedem Jahr an einem längeren Wochenende zu einer Stadt an der ostfriesischen Nordseeküste. Dort verbringen wir drei Tage in einem Haus, das genügend Zimmer und Betten für alle bietet. Hier kochen und essen wir gemeinsam, spielen miteinander und machen ausgedehnte Spaziergänge. Alle freuten sich, dass es wieder Ende März losgehen sollte.

Doch dann kam die Corona-Epidemie und damit die Absage, weil keine Touristen aufgenommen werden durften. Das war eine herbe Enttäuschung! Gleichzeitig mussten wir auch in unserer Stadt, in der wir alle in verschiedenen Häusern wohnen, Abstand halten und wir Großeltern durften unsere Enkelkinder nicht sehen, um niemanden zu gefährden.

Dann hatten unsere Kinder eine Idee: An einem Abend, den wir sonst zusammen gemütlich im Ferienhaus verbracht hätten, kauften sie verschiedene Spezialitäten ein, die zur Nordsee passen: Fischfilet, Lakritze namens »Salzige Heringe« und natürlich Bier einer ostfriesischen Marke. Per Handy konnten wir dann eine Verbindung herstellen und wir prosteten uns zu und aßen »gemeinsam«. Das war ein kleiner Ausgleich zu dem ausgefallenen Wochenende, das wir alle unbedingt bald nachholen wollen. Wir sind stolz auf unsere Kinder und deren Zeichen des Zusammenhaltes in dieser Zeit des Abstandes.von Familie Quaing, Meppen

Kyrie eleison

O Gott, wir stehen am Abgrund des Lebens.

Menschen sterben ohne ihre Angehörigen.

Tote werden ohne Trauerfeier beerdigt.

Wir meiden jegliche Begegnungen

in Kirche, Beruf, bei Freunden und Verwandten.

Hilflos sind die Menschen in Sorge um Arbeit und Auskommen,

um Mitmenschen und sich selbst.

Wir verstehen nicht, was um uns herum geschieht.

Wir bemühen uns nach Leibeskräften: Ärzte, Pfleger, Sanitäter.

Wir sehen, dass wir überfordert sind und deiner Hilfe bedürfen.

Wir schaffen es nicht alleine, sondern suchen, ja schreien um Hilfe.

Zeige dich den Menschen, die einsam sterben müssen.

Zeige dich den Menschen, die um Abhilfe bemüht sind,
denn sie sind Fragende und Suchende.

Sei du den Menschen nah, die bis zur Erschöpfung arbeiten
und ihr Bestes geben.

Sei du den Menschen nah, die politische Verantwortung tragen
und Entscheidungen treffen.

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Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

Wir sind in großer Not und vertrauen darauf, dass du
an unserer Seite bist.

Wir bitten dich, wir flehen dich an:
Erbarme dich unser, die wir hilflos sind.

Kyrie eleison

Dr. Peter Kleine, Bad Driburg

Ich umarme diesen Frühling

Ich bin siebzig Jahre alt und nach einer Darmkrebs-Operation vor sieben Jahren mit Stoma und Bauch-Katheder lebend. Anfang März hatte ich Grippe. Ich war zwei Wochen ins Schlafzimmer verbannt. Viel Regen. Kälte. Kaum Anrufe. Ich fühlte mich wirklich allein. Anrufe hätten gut getan.

Dann kam Corona und mit ihr der Frühling. Meine Grippe war verschwunden. Meine Kräfte kamen zurück. Jetzt konnte ich raus aus dem Haus und spazieren gehen. Die Sonne verwöhnt mich die zweite Woche schon. Und plötzlich wurde mir klar, was für eine tolle Freundin die Natur ist. Sie lädt mich täglich ein und ruft: Schau, wie ich grüne und blühe.

Während fast alle menschlichen Einrichtungen verschlossen sind, grüßt mich täglich die wärmende Natur und sagt mir: erhol dich in meinem grün-bunten Salon. Sie ist völlig offen zu jeder Zeit. Dafür danke ich immer wieder Gott und sage zu ihm: wie wunderbar sind deine Werke.

Wie sehr könnten wir von seinen Werken lernen.

Ich umarme diesen Frühling ganz innig und fühle mich in seiner Natur geborgen.von Hans Th. Flory

Die Freiheit in mir

Es wird enger um uns herum. Ich kann meine Freunde nicht mehr treffen, ich kann nicht arbeiten. Ich bin zu Hause auf meine vier Wände zurückgeworfen.

Aber ich kann und sollte noch spazieren gehen! Ich gehe alte Wege und zerfließe in meinen Erinnerungen. War es diese Bank, auf der meine Eltern saßen, als ich das erste Mal die Kamera in den Händen halten durfte, um ein Foto zu machen? An diesem Wegesrand haben wir damals die Ostereier versteckt.

Wie war es, als meine Eltern mit uns am Sonntag wanderten? Die Natur zu genießen, brachte mir mein Vater bei. Kleine Blüten stehen am Wegesrand, ich kann den Frühling riechen. Vielleicht ist die Luft schon sauberer geworden.

Ich spüre mich und meine Muskeln. Ich will schnell gehen, auch wenn ich vor dieser Prüfung nicht weglaufen kann. Ich will müde werden, damit der erlösende Schlaf mich umfangen kann.

Ich will, dass es vorbei ist.von Gisela Stoll-Krohn

Schreiben Sie uns gerne auch weiterhin Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht. Sie dürfen uns auch Fotos zusenden, die Sie in Ihrem Corona-Alltag geknipst haben; diese würden wir in einer Online-Galerie auf unserer Webseite veröffentlichen.

Bitte vermerken Sie bei Ihrer Zusendung auch, ob Ihr Beitrag anonym veröffentlicht werden soll. Wenn Sie gar keine Veröffentlichung wünschen, teilen Sie uns dies bitte mit. Bei Zusendungen, die diesen Zusatz nicht haben, gehen wir davon aus, dass wir berechtigt sind, Ihren Beitrag im Print und/oder online honorarfrei veröffentlichen zu dürfen.

Schreiben Sie an:

Publik-Forum

Betrifft: Liebe in Zeiten von Corona

Postfach 2010, 61410 Oberursel

oder per Fax: 06171/7003-46

oder mailen Sie an: [email protected]

Wir veröffentlichen auch in den nächsten Ausgaben weitere Texte und Bilder.

Die eingegangenen Texte und Bilder finden Sie auf: www.publik-forum.de/corona

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