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Alles richtig gemacht?

Das Bistum Hildesheim will nichts falsch gemacht haben bei der Verfolgung eines Priesters, der des Missbrauchs beschuldigt wurde
von Christoph Fleischmann vom 04.12.2015
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Eilig wurde am Dienstag, dem 1. Dezember, eine Pressekonferenz einberufen; es war mal wieder Zeit fürs Krisenmanagement in der katholischen Kirche. Und die Verteidigungsstrategie lautete: Alles abstreiten. »Die Vorwürfe sind in keiner Weise haltbar«, gab sich der Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz empört. Von Selbstkritik keine Spur. Worum es ging? Darum, wie er und Diözesanbischof Norbert Trelle 2010 mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester des Bistums Hildesheim umgegangen waren.

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Angelika Oetken 10.12.2015, 20:57 Uhr:
Im Gegenteil: bei Bruno Ix ist die Kirche immer voll und er erfreut sich großer Anerkennung. Auch bei Menschen, die der katholischen Kirche nicht angehören. Beides sind doch Phänomene, die herbeizuführen der jetzige Papst häufig von seinen Priestern fordert. Männer vom Schlage eines Bruno Ix scheint es einige zu geben. Solche, die die Menschen erreichen, ohne dabei in Sektierertum zu verfallen. Warum werden sie von ihren Kollegen und Vorgesetzten so wenig unterstützt, bzw. oft sogar bekämpft?!? Ist es Neid? Angst vor dem Mut, der Ehrlichkeit und Integrität, die solche Menschen ausstrahlen? Sind das Eigenschaften, mit denen der übliche Priester nichts anfangen kann? Falls dem so ist, was sind dann die Kennzeichen eines systemkonformen Klerikers?

Angelika Oetken 10.12.2015, 20:50 Uhr:

"Von Selbstkritik keine Spur". Insgesamt scheint es den Verantwortlichen der beiden großen christlichen Kirchen an Unrechtsbewusstsein zu mangeln. Die RKK und die EKD gehen aber unterschiedlich damit um. Gut erfasst sind die Mentalitäten der Kleriker. Was bisher in dem Zusammenhang selten zur Sprache kam: unter den katholischen Priestern (40 000 davon leben allein in Deutschland) muss es überproportional viele Missbrauchsopfer geben. Das hat mit ihren Lebenswegen und Ausbildungsbedingungen zu tun. Geoutet hat sich meines Wissens bisher nur Bruno Ix, der in der Eifel das Amt des Pfarrers ausübt http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-16310967.html. Dieser Artikel ist schon 15 Jahre alt und Ix hat mehrere Bücher kontroversen Inhalts verfasst. Soweit ich informiert bin, fiel diesem aufrechten Mann bisher der Himmel trotzdem nicht auf den Kopf.

Angelika Oetken 09.12.2015, 20:18 Uhr:
Lieber Anselm, also auf "Queer" ist schnell mal Zickenalarm... der Umgangston ist oft rauh, aber herzlich. Die Seite hat eine große Leserschaft und es gibt ganz unterschiedliche Meinungsbilder.

U. Werner 09.12.2015:
Dass die Bischöfe im Nachhinein immer noch sehen, wie sie ihre eigene Haut retten, ist nicht nur beschämend, sondern zutiefst unchirstlich und verlogen. Wie es der Betroffenen zumute sein mag, kann ich gut nachvollziehen, da ich selber eine Betroffene bin, im evangelischen Bereich. Allerdings hat die evangelische Kirche nach einem Desaster mit dem höchsten Kirchengericht (1. Instanz Entfernung aus dem Dienst, im Berufungsverfahren Reinwaschung des Täters), folgende Konsequenz gezogen: das Disziplinargesetz wurde im Nov. 2014 geändert, um Opfer in Zukunft besser vor Machenschaften schützen zu können. Es wäre höchste Zeit, dass die katholische Kirche sich daran ein Beispiel nimmt und solche Schritte geht. Außerdem zeigt die evangelische Kirche selbst jeden Fall von Missbrauch bei der Staatsanwaltschaft an. Ich wünsche der katholischen Kirche mutige Menschen. Das Beispiel der evangelische Kirche sollte animieren. Bei mir brauchte es auch erst die Presse, um Veränderungen zu bewirken.

Anselm Neft 09.12.2015:
Liebe Angelika,

zur Diskussion unter dem Rexhausen-Artikel in "Queer": Deine These ist vermutlich zu vorrausetzungsreich, um nicht raschen Widerspruch auszulösen. Auch ich finde nicht alles am Deiniger-Interview so ganz geheuer, und immerhin setzt sich der eine Kommentator damit halbwegs auseinander. Dass er dich dann polemisch angeht, ist weniger ersprießlich. Keine Ahnung, was da läuft.

Anselm Neft 09.12.2015:
"angesichts der jüngsten Entwicklungen" und "geht über die eigentliche Thematik hinaus" sind mal wieder Formulierungen, bei denen ich mich frage, ob die Verwender wissen, dass das zynisch klingt, und so, als ob sie Andere für doof halten. Oder ob sie denken: Das sind nun wirklich die besten Antworten, die wir geben können

P.S.: Vielen Dank für den Artikel.

Angelika Oetken 07.12.2015, 19:09 Uhr:
Übrigens: mein Hinweis auf den Artikel "Zeit ist kein Maßstab für Seriosität" missfiel andernorts
http://www.queer.de/detail.php?article_id=25148&antwort_zeigen=ja#c61

Angelika Oetken 07.12.2015, 19:04 Uhr:
"Warum läuft ohne das Nachhaken von uns Journalisten immer noch so wenig?"

@Ebba Hagenberg-Miliu,

vielleicht darum?

" Französische Studien haben gezeigt, dass in einem solchen Fall der Fokus, die Suche nach einem dich liebenden Menschen, nach außen auf einen imaginären Punkt gerichtet werden kann. Eine symbolische Figur, die dich annimmt und liebt. Und für Kleriker ist diese Figur oft Gott, der sie wie ein Vater umarmt und schützt. Oft spüren Menschen, die eine psychische Problematik haben, dies unbewusst und suchen einen Rahmen, in dem sie sich auch als Außenseiter aufgenommen fühlen. Die Kirche gibt diesen Menschen den Raum, weil sie eine starke Integrationskraft hat. Skurrile Typen und Außenseiter werden hier aufgenommen"
http://kiz-online.de/content/zeit-ist-kein-ma%C3%9F-f%C3%BCr-seriosit%C3%A4t

VG
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

Angelika Oetken 07.12.2015, 18:45 Uhr:
"Die kath. Kirche bleibt in der causa Pädophilie ihrem Ruf treu: unglaubwürdig, heuchlerisch, verlogen."

@Paul Haverkamp,

ich muss nur ganz wenig Sarkasmus aufbieten, um sagen zu können: "damit passt sie super zu ihren Verbündeten".

Und möchte gleichzeitig unterstreichen, dass die Katholische Kirche viel mehr ist als ihre klerikalen Funktionäre. Denn ohne die vielen Whistleblower, die Interna aus der Institution heraus nach draußen pfeifen, hätten die Kirchenopfer keine Chance. Eigentlich kann ein Betrieb mit so vielen - zu Recht! - illoyalen MitarbeiterInnen dicht machen. Da die Katholische Kirche aber mit Emotionen dealt, wird sie es wohl noch ne Weile machen.

Ebba Hagenberg-Miliu 07.12.2015:
Noch 2015 misslingt hier also die Aufarbeitung von Missbrauch. Erschreckend! Siehe NDR-Aufzeichnung der Pressekonferenz:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Die-PK-des-Bistum-Hildesheim-in-voller-Laenge,pressekonferenz340.html
Warum läuft ohne das Nachhaken von uns Journalisten immer noch so wenig? Dank also den Kollegen.
http://unheiliger-berg.jimdo.com/aktuell/

Paul Haverkamp 06.12.2015, 10:56 Uhr:
Das Verhalten der Verantwortlichen in Hildesheim unterstreicht die Richtigkeit des Urteils des UN-Ausschusses für die Rechte der Kinder, der im Febr. 2014 bezüglich des Verhaltens des Vatikans (=V.) zu folgender Einschätzung kam:

“Sie verletzen die Konvention", sagte die Ausschussvors. Sandberg in Genf. Zur Begründung sagte sie, der V. habe nicht genug getan, um Kindesmissbrauch in der kath. Kirche zu unterbinden.

Der V. müsse angesichts Tausender Missbrauchsfälle endlich handeln. Die Kirche müsse sich von Priestern trennen, die des Kindesmissbrauchs verdächtigt oder sogar überführt wurden. Diese sollten umgehend aus ihren Ämtern entfernt und den staatl. Behörden überstellt werden.

Die Experten werfen dem V. außerdem vor, Auskunft über das genaue Ausmaß von sex. Missbrauch in der kath. Kirche zu verweigern. Damit stelle der V. den Ruf der Kirche über das Kindeswohl.

Die kath. Kirche bleibt in der causa Pädophilie ihrem Ruf treu: unglaubwürdig, heuchlerisch, verlogen.

Angelika Oetken 04.12.2015, 23:42 Uhr:
Innerhalb der evangelischen Kirchen gibt es ähnliche Formen der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen. Aktuelle Beispiele: Ahrensburg und Korntal. Mittlerweile sollte doch klar sein, dass nur eine externe, unabhängige Aufklärung, Aufarbeitung und ggf. Sanktionierung die systematische, serielle Missbrauchskriminalität innerhalb dieser Institutionen wenn nicht beenden, so doch eingrenzen wird. Nicht zuletzt, weil Missbrauch fast immer mit Wirtschaftsverbrechen interagiert. Wessen Charakter mies genug ist, um Kinder zu missbrauchen, der ist sich auch für Anderes nicht zu schade.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

Angelika Oetken 04.12.2015, 23:42 Uhr:

Wir sollten Verständnis für diese Kirchenfunktionäre haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die meisten von ihnen mit dem Thema überfordert, weil es sie direkt oder mittelbar betrifft und sie bislang keine Gelegenheit ergreifen konnten, das aufzuarbeiten und so zu reifen. Der Arzt und Psychoanalytiker Dr. Bernd Deininger behandelt seit vielen Jahren sexuell übergriffige Kleriker. Auf KIZ-online ist vor Kurzem ein Interview mit ihm erschienen. Es trägt den Titel "Zeit ist kein Maß für Seriosität".

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