»Corona ist so blööööööööd ... «
Guten Morgen.
»Corona ist so blööööööööd. Wann kann ich dich endlich wieder besuchen?« So lautet die letzte Botschaft der zehnjährigen Enkeltochter. Sie ist in der Geschwisterreihe von vier Mädchen die Dritte. Die Familie wohnt in einem nahegelegenen Ort.
Durch das nahe Zusammenrücken von sechs Personen und Hund finden angenehme Situationen, aber auch aggressive Begegnungen statt. Am härtesten trifft es M., die Mutter, die Tag für Tag in den Konflikten leben muss. Sie scheint mir sich selbst nicht mehr sehen und fühlen zu können. Die Zeit zum Rückzug fehlt. Von der Nacht fehlt ihr viel Schlaf. Das jüngste Kind fordert nächtlich ihre Zuwendung ein.
Eine Tochter, E., lebt mit ihrer Familie in Dänemark. Eigentlich besucht sie uns etwa sechswöchentlich. Dänemark hat die Grenze inzwischen geschlossen. Mit ihrem deutschen Pass wäre es ihr möglich, in Deutschland einzureisen, jedoch wäre die Rückkehr eventuell nicht möglich. Die Trauer ist groß. Da tröstet denn mal ein kleines Päckchen.
J. lebt mit ihrer Familie in der Nähe. Mit zwei lebendigen Jungen lebt sie den Tag strukturiert. Dennoch schwinden allmählich noch vorrätige kreative Kräfte mehr und mehr.
Ich höre und lese von ihren Begebenheiten mal sehr ausführlich, mal in verschlüsselten Botschaften. Und denke, was kann ich tun? Zuhören in jedem Fall, auch mal eine Idee weitergeben.
Eines Nachts kam mir dann die Idee, den Tag der Familie mit einem Morgengruß mit beginnen zu lassen.
Am Abend suche ich mir inzwischen ein Morgenlied und einen Text, von dem ich mir vorstelle, dass er guttun kann, für Freude, Lachen oder auch Nachdenklichkeit sorgen könnte, und stelle am Morgen beides singend und lesend ins Netz.
Die Reaktion lautet: Danke, Mama, das ist eine wunderbare Idee.
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.