Segensagenturen
Das heilige Event
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Von drei Seiten fällt Licht ins Berliner Segensbüro. In der Mitte steht ein massiver Holztisch, umgeben von gepolsterten Stühlen, jeder in einer anderen Farbe. Das Büro mitten in Neukölln könnte ein moderner Co-Working-Space sein, mit seinen gemütlichen Sesseln und der Kaffeemaschine im Retrolook. Doch an der Garderobe in der Ecke, etwas versteckt, hängt eine Albe mit bunter Stola. Der einzige Hinweis, dass hier Pfarrerinnen arbeiten. An diesem Tag im Frühjahr sitzen Susann Kachel und Rebekka Wackler nebeneinander am Tisch und organisieren auf ihren Laptops das Pop-up-Tauffest in der Genezarethkirche. Sie laden dazu ein, sich unkompliziert und ohne große Vorbereitung taufen zu lassen. Eine Woche vor dem Fest haben sich sechs Menschen angemeldet, auch einige Kurzentschlossene werden erwartet. Pro Taufe sind 30 Minuten ei
Anne Correnz 07.07.2023:
Die Kirche hat ein Angebot zu machen. Und das ist ein gutes und kostbares Angebot. Eines, das es nicht im Sonderangebot oder im Schlussverkauf gibt. Dazu ist es viel zu wichtig und zu wertvoll. Etwas Wertvolles muss ich auch sichtbar als Wertvolles verpacken. Wenn ich die Taufe zum »Event« herabziehe, habe ich den kleinen Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen vollzogen. Dann kann ich mit meinem Glauben und mit meiner Verkündigung nicht mehr ernst genommen werden. Ich bin dann wohl im Ausverkauf angekommen.
Rotraud Hehl 07.07.2023:
Das, was die Kirche vermittelt, muss nicht »heilig« sein und ist nicht an eine bestimmte Form gebunden, aber es muss einen klaren Inhalt, eine Bedeutung für das Leben der Menschen haben. Auf »Kasualien« kann man leicht verzichten, aber nicht auf das, was die Kirche an Sinn, Orientierung und Hoffnung geben kann. Jesus sagt: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Das ist nicht schnell und leicht zu vermitteln. Haben diese Kurzentschlossenen einmal die Bergpredigt gelesen? Ich kann die Sorge um die Situation der Kirche verstehen, aber ich glaube nicht, dass Anpassung um (fast) jeden Preis eine Lösung ist. Viele Menschen fragen auch heute noch nach Sinn und Hoffnung über dieses Leben hinaus. Eine Antwort darauf kann man nicht im Vorübergehen finden.
Werner Heidiri 07.07.2023:
Immer wieder lese ich, die Kirche muss sich niedrigschwellig an der Gesellschaft orientieren, um überhaupt noch Gehör zu finden. Niedrigschwellig anbiedern, das ist es, was ich seit mindestens 40 Jahren von der Kirche wahrnehme. Niederschwellig bedeutet aber immer Qualitätsverlust bis hin zur Aufgabe des eigentlichen Sinns, der eigenen Identität. Hat der, auf den diejenigen sich berufen, die sich Christen nennen, sich niederschwellig angebiedert? Hat er nicht, sonst hätte er seinen letzten Atemzug nicht am Kreuz ausgehaucht und es gäbe überhaupt keine Christen oder solche, die sich Christen nennen.