Die Zeiten ändern sich, sang Dylan ...
Auf dem Markt
Du sitzt auf der Mauer am Rande des Marktplatzes.
Um dich sind fremde Menschen, die geschäftig umhergehen,
manche schlendern ohne erkennbares Ziel.
Der Gemüsebauer überzeugt eine nörgelnde Kundin
und lacht gleich darauf mit einer anderen.
Es riecht nach Sellerie, Äpfeln und Knoblauch.
Die Luft ist erfüllt mit Lachen und Stimmengewirr.
Drei Männer im Rentenalter stehen seit geraumer Zeit schon
und stecken heftig gestikulierend die Köpfe zusammen.
Einer geht einige Schritte weiter, dann zögernd zurück und redet weiter.
Eine dunkel gekleidete Frau verkauft selbst gezogene Tulpen,
die sie in Zeitungspapier einwickelt.
Ein Kind hüpft auf einem Bein um eine Pfütze am Blumenstand,
springt dann mit beiden Füßen hinein und lacht.
Du lachst mit dem Kind, lächelst die Vorübergehenden an,
manchmal bekommst du ein Lächeln zurück.
Auf dem Markt April 2020
Es herrscht Maskenpflicht auf dem Marktplatz der Kleinstadt. Alle Münder und Nasen sind verdeckt.
Eine seltsame Atmosphäre bestimmt die Szene.
Zwei Männer und eine Frau des kommunalen Ordnungsdienstes stehen an den Seiten und beobachten das Marktgeschehen.
Einen eilig vorbeihuschenden Mann machen sie auf die fehlende Maske aufmerksam, heute noch ohne Strafgebühr.
Es gibt kein Stimmengewirr oder lautes Lachen.
Drei ältere Männer stehen nirgends. Sie müssten ja auch Masken tragen und dürften nicht näher als in zwei Meter Abstand beieinanderstehen.
Lächeln ginge noch mit den Augen, aber wegen des Abstandsgebotes ist es schwer wahrnehmbar.
Außerdem rutschen manche Masken hoch, und die Mimik ist kaum erkennbar.
Es scheint, als hätten die Menschen es eilig, diesen Platz zu verlassen.
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