Dornencorona
Ecce homines – seht her, die Menschheit!
Wie schwer sie gerade trägt
an der Dornenkrone
Zweige, geflochten aus
Einsamkeit, Angst und Schmerz
Der Besuch bei den alten Eltern
das große Fest
der lange geplante Urlaub
abgesagt
die Sehnsucht nach Berührung
nach Gemeinschaft
ungestillt
das Auskommen
weggebrochen
das schnelle Sterben
ohne Abschied
Diese Dornenkrone
geht jedem an die Substanz
nicht wenigen an die Existenz
je ärmer, desto eher
Doch ecce – siehe da!
Zwischen den Dornen der Krone
knospt es
schon treiben wilde, wundervolle Blüten
bald umranken sie den Reif
Allerorten sprießt die Menschlichkeit:
Nachbarn, die sich wahrnehmen
Fremde, die sich helfen
Kinder, die mit ihren Eltern spielen
Helfende, die wertgeschätzt werden
Entschleunigt das Handeln
überfällig die Pausen
neu entzündet die Sehnsucht
wiederentdeckt das Beten
Aufrecht könnten wir gehen
bekrönt mit Dornen und Blüten
Ostern entgegen und so
wie wir gemeint sind:
Ecce homo,
seht her, der Mensch!
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.