Im Lockdown
Mein Teddybär ist heute gar nicht nett
und weigert sich, mit mir zu sprechen
vielleicht weil ich ihn beim Vorübergehen
in die Ecke setzte anstatt aufs Bett.
Zudem ließ ich aus Nachlässigkeit
den Staubsaugerschlauch darüberstehen.
Und auch die Katze, sonst recht kokett
will jetzt nicht, wenn ich sie streichle
mit mir wie üblich um die Wette schnurren
sondern springt schnurstracks aufs Fensterbrett.
Mir scheint, sie probiert von dort sogar
als gebuckelter Hund mich anzuknurren.
Zumindest meine Frau redet mit mir
über ihre sieben mal sieben Sachen
und mit dem smarten Telefon am Ohr
auch mit ihrer Freundin und die mit ihr.
Draußen weht es schon bedenklich
uns stehen wohl stürmische Zeiten bevor.
Beim Zubettgehen nach dem vertrauten Bier
halte ich inne, hebe den Teddy auf
er aber reagiert mit keiner Miene
schließlich ist er ja nur ein Kuscheltier.
Wir werden leise, höre ich ihn sagen
bequem und irre vor lauter Routine.
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Dies ist ein Beitrag im Rahmen des Erzählprojektes von Publik-Forum »Die Liebe in Zeiten von Corona«. Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem Erzählprojekt: Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona.