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Kein Verständnis

von Doris Henninger, Erlangen
vom 25.06.2020
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In den Pfingstferien waren wir auf der Insel Usedom. Die Hygienevorschriften waren dort genauso streng wie hier bei uns in Bayern. Die meisten Urlauber und Einheimischen hielten sich daran. Schließlich konnte man sich am Strand unbekümmert tummeln.

In Zinnowitz gibt es eine kleine, feine Buchhandlung. Jedes Jahr ein lustvolles Muss für mich. Vor dem Laden hatte sich inzwischen eine Schlange gebildet, alle selbstverständlich mit Mund- und Nasenschutz. Nur vier Kunden wurden jeweils eingelassen. Also Geduld. Schließlich war ich an der Reihe. Hinter mir kam eine Frau rein ohne Mundschutz. Die junge, sehr nette Buchhändlerin machte sie darauf aufmerksam, dass Mundschutz Vorschrift sei. »Ich hatte schon Covid 19«, posaunte sie in die Runde. Wie eine Trophäe trug sie das vor sich her. »Dann müssen Sie ein Attest bei sich tragen«, erklärte freundlich die Buchhändlerin. Mit Engelsgeduld ging sie auf die wütenden Einwände der Kundin ein. Vergebens. Beleidigt verließ die Frau die Buchhandlung.

Wir anderen Kunden bewunderten die Buchhändlerin. Kein Verständnis hatten wir für das empörte Unverständnis der Genesenen.

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Alle Beiträge des Erzählprojektes »Die Liebe in Zeiten von Corona«

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Schlagwörter: COVID-19 Mundschutz
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