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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2024
Der Inhalt:

Sexueller Missbrauch
Schuld kompostieren

Der Missbrauchsskandal offenbart problematische Vorstellungen von Schuld und Vergebung – gerade auch in den evangelischen Kirchen. Es braucht eine andere Sprache zum Kern der christlichen Botschaft.
von Katharina von Kellenbach vom 09.03.2024
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Schuld verschwindet nicht auf magische Weise: Sie muss entgiftet und kompostiert werden.(Foto: Getty Images/iStockphoto/Saskia Acht)
Schuld verschwindet nicht auf magische Weise: Sie muss entgiftet und kompostiert werden.(Foto: Getty Images/iStockphoto/Saskia Acht)
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Post vom ehemaligen Jugendwart: Er »hat eben geschrieben, er könne sich nicht daran erinnern, aber wenn ich das so schreibe, wäre das ohne Zweifel so gewesen. Und dann hat er mich um Vergebung gebeten in dem Brief. Und dann hab ich ihm zurückgeschrieben, dass das mit der Vergebung so einfach nicht geht und dass ich da erst mal wissen will, wen hat denn das alles noch betroffen und wie er denn dazu steht«. So berichtet es ein mittlerweile über 50-jähriger Mann in der ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in den evangelischen Landeskirchen und ihrer Diakonie. Als Junge war er zu seelsorglichen Gesprächen bei dem evangelischen Diakon und Jugendwart. Damals sollte er seine Erfahrungen mit Selbstbefriedigung beichten, dafür wurde ihm Vergebung zugesprochen, dazu kamen Küsse und Griffe in den Schritt.

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Walter Lübbe 15.03.2024, 17:27 Uhr:
"Schuld kompostieren"
eine eindrückliche Metapher durch die die Schwächen des traditionellen "Mechanismus der evangelischen Rechtfertigungslehre" aufgedeckt und zu einem besseren Verständnis eingeladen wird. Dadurch wird eindrücklich deutlich, welche Gefahr ein überzogenes "Solus" (Christus) des Protestantismus mit sich bringt. Wenn Vergebung ausschließlich und allein ein Werk Christi ist, das an uns (sogar ohne unser Zutun) geschieht, dann bringen wir uns um die Chance einer tiefgreifenden Veränderung, die im Angebot der Vergebung steckt. Der, der mit der Kraft der Vergebung übergossen wird, wird in einem falschen Seelenfrieden eingelullt ohne dass er sich mit dem auseinandersetzen muss, was er getan hat. Der, der Unrecht erlitten hat, wird in seiner Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Wiedergutmachung verhöhnt und alleine gelassen. Offensichtlich hat jede Kirche ihre spezifischen Fallen in ihren dogmatischen Grundausrichtungen, die zum Missbrauch und zur Vertuschung führen können.

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