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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 6/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Friedensethik
»Wer den Krieg vorbereitet, wird den Krieg bekommen«

Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, über die Gefahren der Aufrüstung, Möglichkeiten für Verhandlungen mit Putin und die Position der Kirchen.
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Aufrüstung oder Ausrüstung? Mitarbeiter bei Rheinmetall arbeiten an einer Kanone für den Leopard-Panzer. (Foto: PA / DPA / Philipp Schulze)
Aufrüstung oder Ausrüstung? Mitarbeiter bei Rheinmetall arbeiten an einer Kanone für den Leopard-Panzer. (Foto: PA / DPA / Philipp Schulze)
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Publik-Forum: Bischof Kramer, haben Sie das Gefühl, dass Emmanuel Macron mit seinem Hinweis auf den Einsatz von Bodentruppen oder Boris Pistorius mit seiner Forderung nach Kriegstüchtigkeit leichtfertig Öl ins Feuer gießen?

Friedrich Kramer: Leichtfertigkeit würde ich nicht unterstellen. Das sind Drohgesten gegenüber Moskau. Aber man muss sich natürlich überlegen, was man sagt. Ein Krieg ist schneller herbeigeredet, als einem lieb ist. Nato-Bodentruppen in der Ukraine wären verheerend, weil es einen klaren Kriegseintritt bedeutete. Dieser Krieg kann zu einem dritten Weltkrieg werden. Umso mehr muss man auf Sprache achten. Ich finde es auch unverantwortlich von Kriegstüchtigkeit zu reden. Denn der Begriff meint: Ich bin in der Lage, dich anzugreifen.

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Hans Erich Müller 26.04.2024:
Vor circa einem Jahr, gleich nach der Friedensdemo von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, war Bischof Friedrich Kramer in unserer Kirchgemeinde. Er vertrat die Meinung, dass man keine Waffen an die Ukraine liefern sollte. Er war allerdings tolerant gegenüber anderen Meinungen, was ich als sehr sympathisch empfunden habe. Inzwischen bin ich froh, dass man nicht auf ihn (und andere) gehört hat, denn dann hätten wir in der Ukraine jetzt »Grabesruhe«. So bleibt wenigstens die Hoffnung auf eine erträgliche Lösung.

Markus Zehetbauer 26.04.2024:
Das Interview mit dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche, Friedrich Kramer, zeigt mir, wie schwer es heutzutage ist, pazifistische Positionen zu verteidigen. Bischof Kramer will den Satz »Willst du Frieden, rüste für den Krieg« nicht akzeptieren, befürwortet aber sehr wohl militärische Aufrüstung und Verteidigungsbereitschaft. Die Natur kennt keine Moral, sonst müsste sich Kyrill die Zunge verbrennen, wenn er aus der Bergpredigt vorliest oder Kant zitiert (was er gerne tut). Die Spezies Mensch ist das Produkt einer ebenso blinden wie gnadenlosen Selektion nach dem Prinzip des »Survival of the fittest«. Wer aus moralischen Gründen nicht will, dass dieses Prinzip das Zusammenleben der Menschen bestimmt, der muss selbst fit sein, er kämpft gewissermaßen gegen natürliches Gefälle. Die von Bischof Kramer geforderten »Friedensräume« gab es in der Geschichte immer erst dann, wenn sich nach Kriegen eine stabile Macht etabliert hatte, die für Ordnung sorgen konnte.

Wolfgang J. Roeckl 22.03.2024, 21:05 Uhr:
Ich erlaube mir, Prof. Thomas Jäger, Prof. für
Internat. Politik und Außenpolitik an der Uni. zu Köln zu zitieren:
"Der Aufbau einer glaubwürdigen Abschreckung gegenüber zur Gewalt fähigen und gewaltbereiten Staaten verhindert Krieg. Wer anderes behauptet vertritt die Interessen der gewaltbereiten Staaten, die Schwäche des Gegners bevorzugen, oder ist auf diesem Gebiet völlig kenntnisfrei."
Ich habe die Ukraine mehrmals besucht, u. a. mit einem Ukraischen Freunde in der Katholischen Universität in Lwiv ein Konzert gegeben und mag deshalb als befangen gelten.
Was hier Bischof Kramer äußert, unterscheidet sich nicht von dem, was ich früheren Verlautbarungen von ihm vernommen habe. Es bewegt sich, hart ausgedrückt auf dem Niveau eines Oberstufen-Besinnungsaufsatzes: Vergleiche die Aussagen: "Si vis pacem para bellum" mit der Aussage "Wer den Krieg vorbereitet, wird den Krieg bekommen". Herr Kramer, nehmen Sie zur Kenntnis, dass Putin seit 20 Jahren bereits Krieg führt.

Bernhard Ferber 22.03.2024, 10:27 Uhr:
"Aber irgendwie muss man auf Russland einwirken, dass es zu einem Waffenstillstand kommt und Verhandlungen beginnen."

Es ist aber nun mal so, dass Putin sich nicht von Schwäche beeindrucken lässt, sondern nur durch Stärke. Wenn wir unsere Solidarität mit der Ukraine nicht mehr kriegstechnisch unterstützen, laden wir Putin ein, seine Eroberungsgelüste über die Ukraine hinaus zu konkretisieren.
Putin wird nur dann bereit sein zu echten Friedensverhandlungen, wenn die europäischen Länder ihm zeigen, dass sie fest entschlossen sind, seine Aggressionen keinesfalls zu dulden und zu belohnen, sondern wirksam mit militärischer Stärke zu kontrollieren und einzudämmen.
Mit einem Vergewaltiger und Usurpator kann man keine Friedenspläne aushandeln.

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